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"Tatort" Köln: Bekloppte gibt es überall

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Ein Kölner “Tatort” über den Karneval. Wird das ein Blick hinter die Kulissen der Illusionsmaschine? Nein, es bleibt die kulissenhafte Welt eines ARD-Sonntagabendkrimis.
Das Presseheft zur Kölner Tatort -Folge Tanzmariechen (WDR-Redaktion: Götz Bolten) stellt den wichtigsten Beteiligten jeweils zwei Fragen. Von Drehbuchautor Jürgen Werner will man etwa wissen: “Was macht Tanzmariechen interessant für Menschen, deren Herz nicht für die ‘fünfte Jahreszeit’ schlägt? ” Die Antwort: ” Tanzmariechen zeigt die Welt hinter den Kulissen. Den Leistungsdruck, der hinter dem Lächeln liegt. Für viele ist die ‘fünfte Jahreszeit’, im wahrsten Sinn des Wortes, eine todernste Angelegenheit. “
Wenn das stimmen würde mit dem “wahrsten Sinne” bezogen auf das Wort “todernst” vor der Angelegenheit für “viele”, dann müssten wir in der Zeit zwischen 11. November und Aschermittwoch andauernd von Todesfällen in Prinzengarden und Karnevalskompagnien hören. Tun wir nicht; man kann also davon ausgehen, dass der Drehbuchautor in diesem Falle seine Worte nicht genau bedacht hat. Weshalb man natürlich skeptisch werden kann.
Für naive Seelen mag nämlich eine Behauptung wie “zeigt die Welt hinter den Kulissen” nach investigativem Furor und dokumentarischem Ethos klingen. Ganz so, als würde von in diesem Tatort der Illusionsmaschine Karneval das Display abgeschraubt, damit man in aller Nüchternheit auf Kabel und Schaltkreise schauen kann. Das ist leider auch nicht so beziehungsweise wiederum einfach nur dahingesagt: “Die Welt hinter den Kulissen” ist in Tanzmariechen nur die kulissenhafte Welt eines ARD-Sonntagabendkrimis, der zur Arbeit geht, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sich das Heute vom Morgen oder Übermorgen unterscheiden könnte.

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