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Armutsbericht 2017 : Wie arm sind die Deutschen?

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Trotz guter Wirtschaftsentwicklung sei die Armutsgefahr in Deutschland so groß wie nie, warnen Sozialverbände. Wer ist betroffen? Und welche Rolle spielt die Kaufkraft?
Die Wirtschaft in Deutschland wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt – und trotzdem meldet der Paritätische Wohlfahrtsverband, dass sich die Armut auf einem historischen Höchststand befindet. Wieder einmal. Die Armutsquote liege nun bei 15,7 Prozent – das bedeutet rein rechnerisch, dass 12,9 Millionen Menschen hierzulande arm sind. Die Quote schwankt seit Jahren leicht, 2005 betrug sie noch 14,7 und damit ein Prozent weniger als heute.
“Die wirtschaftliche
Entwicklung schlägt sich schon lange nicht mehr in einem Sinken der
Armut nieder”, sagt Verbandsgeschäftsführer Ulrich
Schneider. Das Ruhrgebiet und Berlin seien
besonders betroffen. In Ostdeutschland jedoch geht die Armutsgefährdung laut der Studie zurück. In den meisten westdeutschen Bundesländern sei sie dagegen
gestiegen.
Der Bericht nutzt den relativen Einkommensarmutsbegriff, den auch offizielle Statistiken verwenden. Demnach sind Menschen dann arm, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren
Einkommens verfügen. Zugrunde liegt dabei “das gesamte Nettoeinkommen
des Haushaltes, inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, andere Transferleistungen oder sonstige Zuwendungen”. In Deutschland gilt per dieser Definition als arm, wer als
Single weniger als 917 Euro netto verdient, bei einer Alleinerziehenden mit
einem Kind unter sechs Jahren liegt die Grenze bei 1.192 Euro und bei einer vierköpfigen Familie
je nach Alter der Kinder zwischen 1.978 und 2.355 Euro netto. Ob diese Menschen
wirklich als arm zu bezeichnen sind, ist aber umstritten.
Besonders gefährdet sind kinderreiche Familien, Arbeitslose, Alleinerziehende, Migranten und zunehmend auch Rentner. Dieser Personenkreis macht in Großstädten fast zwei Drittel der Bevölkerung aus, in eher ländlichen Gebieten nur knapp die Hälfte.
Bei Rentnern hat sich die Armutsquote besonders drastisch entwickelt: 2014 lag sie mit 15,6 Prozent oder 3,4 Millionen erstmals über dem
Durchschnitt – jetzt sind es 15,9 Prozent. Die Autoren der Studie haben berechnet, dass die Zahl der Rentner
unterhalb der Armutsschwelle seit 2005 um 49 Prozent zugenommen hat. Anzumerken ist dabei, dass die Berechnungen nur
das Einkommen der Rentner berücksichtigen, aber nicht ihren Besitz wie etwa Immobilien.
Sozialverbände kritisieren auch die Armutsquote
bei Kindern, die mit rund 19 Prozent weiterhin deutlich über dem Durchschnitt
der Bevölkerung liege.

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