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Germanwings-Katastrophe : Günter Lubitz verteidigt seinen Sohn bei Pressekonferenz

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Günter Lubitz, Vater von Andreas Lubitz (†27), stellte mit Luftfahrt-Experte Tim van Beveren ein Gutachten zur Germanwings-Tragödie vor.
Er kam in einem schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte, blickte hinter seinen runden Brillengläsern nervös auf die etwa 100 Vertreter der Presse, die in den Konferenzraum im Maritim-Hotel Berlin gekommen waren.
Berlin – Günter Lubitz (63), Vater des Amok-Piloten Andreas Lubitz (†27), hatte nur ein Anliegen an diesem Freitag, der ausgerechnet den zweiten Jahrestag der Germanwings-Tragödie markiert: den Ruf seines Sohnes als depressiver Massenmörder, der nach Überzeugung von Staatsanwaltschaft und Ermittlern 149 Menschen absichtlich in den Tod flog, zu korrigieren.
Neben seinen persönlichen Überzeugungen als Vater verließ sich Günter Lubitz in seiner Absicht, das Andenken an Andreas Lubitz zu wahren, vor allem auf ein neues Gutachten des Luft- und Raumfahrt-Experten Tim van Beveren. Dieser unterstellte den ermittelnden Behörden, grobe Fehler gemacht zu haben – und pochte auf ein neues Verfahren.
Für die Ermittler ist klar: Andreas Lubitz ist schuld am Tod der Passagiere und Crew von Flug 4U 9525 – sein Vater will das nicht akzeptieren.
Tim van Beveren zweifelt daran, dass Andreas Lubitz eine Germanwings-Maschine absichtlich in einen Berg steuerte. Wer ist der Mann?
Zwei Jahre nach der Germanwings-Katastrophe trauerten heute die Angehörigen in Haltern und in Le Vernet (Frankreich) um die Opfer.
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Behauptung: Andreas Lubitz hatte seine Depressionen 2009 überwunden, fand zu seiner ursprünglichen Kraft zurück und war „lebensbejahend“. Er zeigte keine Anzeichen für eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes.
Sein Sohn sei nicht der „depressive Massenmörder“ gewesen, zu dem die Medien ihn gemacht hätten, erklärte Günter Lubitz gleich zu Beginn der Pressekonferenz.
Er hätte mehrere Augenärzte besucht – mehr aber nicht. Die Kranken-Akte des Co-Piloten zeigt jedoch, dass sich dieser wesentlich umfangreicher in ärztliche Behandlung begab: Im November 2008 setzte Lubitz seine Piloten-Ausbildung aus, ein Arzt diagnostizierte eine depressive Episode. Lubitz selber schrieb in sein Psycho-Tagebuch, das er damals führte: „Begebe mich in psychiatrische Behandlung, schwere Depression.“ Auch Suizidgedanken äußerte Lubitz. Im Juli 2009 stellt ein Psychiater fest, dass die depressive Episode vorüber sei – so steht es im Abschlussbericht. Diesen Kampf hat Lubitz offenbar erfolgreich bestanden, insofern hat Vater Lubitz recht mit seiner Aussage in Berlin.
Aber: Sein Sohn hatte seine inneren Dämonen nicht restlos besiegt! Im Dezember 2014 konsultierte Lubitz mehrere Ärzte, darunter ein Psychiater, der ihn mindestens zwei Mal behandelte und antidepressiv wirkende Medikamente verschrieb. Lubitz zeigte Symptome einer psychotischen Episode.
Im Februar 2015 diagnostizierte ein Arzt eine psychosomatische und eine Angststörung – nachdem Lubitz’ Mutter Kontakt mit einem Psychologen aufgenommen hatte. Sie schrieb: „Er verliert die Hoffnung auf Besserung, es tut sich nichts.“ Der Arzt verschrieb Antidepressiva. Derselbe Arzt diagnostizierte am 10. März, zwei Wochen vor dem Todes-Flug, eine mögliche Psychose – und verschrieb weitere antidepressiv wirkende und schlaffördernde Mittel.

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