Der Machtkampf in Saudi-Arabien spitzt sich zu.
Es gibt eine Reihe von Hinweisen darauf, dass die Spannungen zwischen verschiedenen Fraktionen innerhalb des saudischen Königshauses wachsen. König Salman hatte erhebliche Umwälzungen im Reich verursacht, als er seinen Sohn Mohammed Bin Salman zum Kronprinzen und damit zu seinem Nachfolger ernannte. Er riskiert damit die Spaltung seiner Königsfamilie, was militärischen Folgen nach sich ziehen könnte. Nach Angaben des Council on Foreign Relations stehen die saudischen Sicherheitskräfte nicht unter einer vereinten Befehlsführung. Es gibt keine Einheit der Führung. Dies bedeutet, dass das Militär im Falle eines internen Konflikts in verschiedene Teile zerfallen könnte, die sich anschließend gegenseitig bekämpfen.
Der deutsche Nahost-Experte Andreas Krieg vom King’s College London, der an der Ausbildung von britischen Offizieren an der UK Defence Academy mitwirkt, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Es gibt momentan auf jeden Fall Spannungen zwischen Anhängern des entmachteten Mohammad bin Nayef und Anhängern von Mohammad bin Salam. Es ist auch richtig, dass Bin Salman einen sehr guten Draht zu den Sicherheitskräften hat. Die Anerkennung und Prestige, die Bin Nayef dort genießt hat sich Bin Salman noch nicht verdient. Die prekäre militärische Situation im Jemen hat Bin Salman dort nicht geholfen – ganz im Gegenteil: er wird als unfähig betrachtet. Die erste Runde dieses Machtkampfes hat Bin Salman für sich entschieden, auch weil sein Vater ein Machtwort gesprochen hat. Trotzdem ist seine Situation nicht unangefochten. Es gibt einige in der Generation Bin Nayef, die Situation argwöhnisch betrachten und vielleicht auf den Moment warten, um Bin Salman zu entmachten. Ich glaube aber, dass im Endeffekt der Wille siegen wird, das Land nicht in den Abgrund zu reißen. So lange alle Parteien genug Geld verdienen können, wird sich keiner trauen, einen Bürgerkrieg zu riskieren. Aber die innere Situation in der Königsfamilie ist instabil und sollte der König kurzfristig sterben, so wäre die Nachfolgerfrage wieder offen.