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Trump will Waffengewalt mit Waffen bekämpfen

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US-Präsident Trump schlägt bei einem Treffen mit Überlebenden von Parkland vor, Lehrer zu bewaffnen. Die Waffenlobby NRA dürfte das freuen.
Samuel Zeif wischt sich die Augen, er will seine Tränen stoppen. Irgendwie. Es will dem 18-Jährigen nicht gelingen. Er schluchzt einfach immer weiter hier im Weißen Haus, nachdem er das Mikrophon längst an seine Sitznachbarin Nicole Huckley abgegeben hat. Es ist etwas mehr als fünf Jahre her, dass Huckley ihre damals sechs Jahre alte Tochter beim Schulmassaker an der Sandy-Hook-Grundschule in Connecticut verloren hat. Das Leben von Samuel Zeif hat sich am 14. Februar 2018 auf schreckliche Weise geändert.
Es passiert im ersten Stock der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida. Hier erschießt Nicolas Cruz, ein ehemaliger Mitschüler von Zeif, mit einem halbautomatischen Sturmgewehr 17 Menschen. Darunter Zeifs besten Freund. Der 18-Jährige steht immer noch unter Schock.
Zeif und Huckley sitzen an diesem Mittwochnachmittag mit Dutzenden anderen Überlebenden der Schulmassaker von Columbine (1999), Sandy Hook (2012) und Parkland im Weißen Haus in Washington. Präsident Donald Trump hat sie zu einer ” Listening Session ” eingeladen, einer Stunde des Zuhörens. Der Druck auf Trump war immer größer, sich den Fragen und Forderungen der Jugendlichen zu stellen, die nach Parkland zu Hunderttausenden im ganzen Land gegen die lockeren Waffengesetze der USA protestieren. Zuhören ist da keine schlechte Option.
So ein Treffen im Weißen Haus ist aber alles andere als eine spontane Zusammenkunft. Trumps Leute haben sehr genau ausgewählt, wer hier wann seine Stimme erheben darf. Es dürfen natürlich auch jene reden, die den Verkauf von AR-15 -Gewehren verbieten oder zumindest erschweren wollen. Das ist jener Waffentyp, den der Schütze von Parkland verwendete. Aber die Waffengegner sind deutlich in der Minderheit an diesem Nachmittag.
Samuel Zeif gehört dazu. “Ich habe Respekt vor dem zweiten Verfassungszusatz”, sagt er. Das ist jener Teil der Verfassung, der den Bürgern der USA grundsätzlich den Besitz von Waffen erlaubt. Aber Respekt bedeute nicht, dass alles möglich sein dürfe, sagt Samuel Zeif.
Er verstehe nicht, warum es so leicht sei, Waffen wie die AR-15 zu kaufen. Nach einem Schulmassaker in Australien 1999 habe die dortige Regierung den Waffenverkauf und Besitz massiv eingeschränkt. “Hat jemand eine Idee, wie viele Massaker es dort seitdem gab?”, fragt er, als wisse er, dass manche hier die Antwort nicht hören wollen. Er hält eine Hand in die Höhe und formt aus Zeigefinger und Daumen eine Null. “Zero!”, sagt er. Er fleht Trump an: “Lasst das nicht wieder passieren!”
Trump geht darauf mit keinem Wort ein. Er weiß wohl schon, während er zuhört, was er sagen willl.
Es geht um Schicksale an diesem Nachmittag. Da sind Eltern von Kindern, die vor 19 Jahren an der Columbine High School im US-Bundesstaat Michigan erschossen wurden.

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