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Putin kam, sah und siegte

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„Ein guter Start“ sei der Gipfel in Helsinki, sagt Donald Trump. Ein Start wohin? Der US-Präsident hat keine klare Strategie gegenüber Moskau. Die Illusion eines Einvernehmens der Supermächte nützt bislang nur einem: Wladimir Putin.
Soll Donald Trump ruhig erst mal warten. Russlands Präsident kommt zu Verabredungen immer gern ein bisschen später. Manche sagen, so lasse er den anderen seine Macht schon spüren, bevor das Treffen losgeht.
Um 13 Uhr sollte der amerikanisch-russische Gipfel gestern beginnen, im Präsidentenpalast von Finnland. Doch genau um diese Zeit landete die russische Regierungsmaschine erst auf dem Flughafen von Helsinki, 35 Minuten von der Innenstadt entfernt.
Entspannt lächelnd stieg Wladimir Putin, dunkler Anzug, blaues Hemd, die Gangway hinab und schüttelte erstmal die Hände einer kleinen nicht sehr hochrangigen diplomatischen Abordnung. Jedem gönnte er ein paar nette Worte. Dann zog er sein Jackett aus, winkte freundlich einigen Journalisten zu und ließ sich im Fond seiner schwarzen Regierungslimousine Richtung Innenstadt chauffieren.
Putin weiß: Er ist der eigentliche Star dieses Treffens.
Gebeten hatte um diese Begegnung der amerikanische Präsident. Das war schon im März, bei einem denkwürdigen Telefongespräch, an das Trumps damalige Berater kopfschüttelnd zurückdenken. Trump hatte seine Glückwünsche zu Putins Wiederwahl verbunden mit der Frage, ob man sich nicht demnächst mal treffen wolle, gern auch gleich im Weißen Haus.
Trumps Berater brauchten seinerzeit ein Beißholz. Erstens hatten sie ihm vor dem Telefongespräch ausdrücklich geraten, er solle Putin nicht gratulieren. Zweitens ging allen in der damaligen Regierungsmannschaft die Bekundung der Gesprächsbereitschaft zu schnell und viel zu weit. Eine Einladung ins Weiße Haus könne Putin als Billigung seiner Politik verstehen, warnten die Russlandkenner in der Regierung.
Zwei der damaligen Kritiker seiner Putin-Freundlichkeit hat Trump inzwischen entlassen, seinen Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster und seinen Außenminister Rex Tillerson.
Deren Nachfolger, John Bolton und Mike Pompeo, sehen Putin zwar ebenfalls sehr kritisch. Aber sie wagen es nicht, intern aufzumucken. „Man kann Trump nicht stoppen“, sagt ein inzwischen in den US-Medien zwar viel zitierter, aber ungenannt gebliebener Insider aus dem Weißem Haus. „Der Präsident wollte unbedingt ein Treffen mit Putin, also bekommt er ein Treffen mit Putin.“ Doch was genau wollte Trump mit diesem Treffen eigentlich erreichen?
Bevor Ronald Reagan in den Achtzigerjahren zum ersten Mal Michail Gorbatschow am Gipfelort in Genf die Hand schüttelte, ließ er hoch qualifizierte Vorbereitungsteams monatelang an diversen Sachthemen arbeiten. Eine Arbeitsgruppe nahm sich Lateinamerika vor, eine andere Europa, eine dritte konzentrierte sich auf Laserwaffen und Satellitentechnik.
Als die Medien seinerzeit quengelten, wann es denn nun endlich zum Spitzentreffen komme, mahnte Reagan zu Geduld: „Einen Gipfel zu veranstalten, nur um einen Gipfel zu veranstalten, hat keinen Sinn.

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