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Die Morandi-Brücke in Genua – ein Problembau

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Beim Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua starben zahlreiche Menschen. Die genauen Gründe für das Unglück sind noch unklar. Heftige Kritik gibt es aber am Konstrukteur.
Augenzeugen und Helfer sprechen von Szenen aus der Hölle. „Für das, was ich hier sehe, habe ich keine Worte“, berichtet einer. Am frühen Mittwochmorgen bestätigt die Präfektur, dass der Einsturz der Genueser Ponte Morandi, einer vierspurigen Autobahnbrücke, zahlreichen Menschen das Leben gekostet hat. Die Staatsanwaltschaft gab die vorläufige Zahl der Toten mit 42 an, während die Präfektur von 39 sprach. Auch mindestens drei Kinder sollen sich unter den Toten befinden, im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren. Von mindestens 16 Verletzten war die Rede, der Zustand von 12 soll kritisch sein. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte sagte, dass die Zahlen noch steigen dürften. Auch in der Nacht gingen die Rettungsarbeiten weiter.
Die Morandi-Brücke auf der Autobahn A10, der berühmten Urlaubsverbindung „Autostrada dei Fiori“, stürzte in mehr als 40 Metern Höhe auf einem 100 Meter langen Stück ein. Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lkw landeten im Fluss Polcevera. Rund 30 Fahrzeuge sind von den Trümmern der Brücke begraben. Das Ausmaß der Katastrophe ließ sich lange nicht überblicken, einige Bereiche der Einsturzstelle waren zunächst nicht erreichbar. Der Viadukt überquerte unter anderem Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet im Westen Genuas.
In Italien sind nach Informationen des „Corriere della Sera“ in den letzten fünf Jahren zehn Brücken eingestürzt. Vor allem aus einem Grund: Die Investitionen in die Infrastruktur gehen nach unten, es wird auch an der Wartung gespart.
Regierungsmitglieder machten am Mittwoch hingegen den privaten Betreiber der Autobahn für das Unglück verantwortlich. Zunächst müsse die Führung des Unternehmens Autostrade per l’Italia zurücktreten, forderte Verkehrsminister Danilo Toninelli im Netzwerk Facebook. Außerdem prüfe die Regierung die Auflösung des Vertrags mit der Firma sowie Bußgeldforderungen in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro.
Der Brücken-Betreiber erklärte dagegen, das Unternehmen habe sogar zusätzliche Prüfungen vorgenommen und dafür modernste Technologien eingesetzt und externe Experten befragt.
Die Genueser Morandi-Brücke, benannt nach ihrem Konstrukteur, dem Ingenieur Riccardo Morandi, war praktisch von Anfang an ein Problembau. Zunächst kletterten die Kosten für den vor mehr als 50 Jahren eröffneten Bau deutlich über die ursprünglich veranschlagten Kosten hinaus.

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