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Grüne in Bayern: In den Städten fängt es an

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Der Erfolg der Grünen in Bayern zeigt: Sie können die Union in ihren konservativen Kernländern ernsthaft bedrohen. Weil sie eine Art neue Sammlungspartei der Mitte sind.
Michael Lühmann forscht am Zentrum für Demokratieforschung an der Universität Göttingen unter anderem über die AfD und die Grünen, Rechtsextremismus, linke Militanz und politische Kultur in Ostdeutschland.
Ein Direktmandat in Würzburg, fünf weitere in München und ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen in Städten ab 100.000 Einwohnern. Der Grüne Wahlerfolg ist, bei allen Zugewinnen auf dem Land, vor allem einer der urbanen Regionen in Bayern. Nun ist es alles andere als eine Neuigkeit, dass die Grünen in Städten stärker sind als auf dem Land. Es ist nur wenige Jahre her, dass man Renate Künast als erste grüne Regierungschefin in Berlin schon allzu sicher eingepreist hatte. Schließlich, junge, hoch gebildete Frauen, junge Menschen, sie zieht es seit Jahren in die Städte, und sie sind und bleiben die erfolgreiche Wählerbasis der Grünen, auch und gerade im erneuten Höhenflug des Jahres 2018. Aber eine beinahe Verdopplung der Zweitstimmen im Wahlkreis München-Mitte, fast eine Verdreifachung in München-Moosach – die Zugewinne sind selbst für die urbanaffinen Grünen so sensationell, wie ein Drittel Stimmverlust der CSU und ein Verlust von fast zwei Dritteln bei den Sozialdemokraten in München-Mitte für beide desaströs ist.
Doch nicht die Höhe der Wahlerfolge der Grünen in den Städten bei der Bayern-Wahl 2018 muss der wohl weiter regierenden CSU Kopfzerbrechen bereiten, sondern ein Blick ins benachbarte Bundesland Baden-Württemberg. Auch dort fing es schließlich in den Städten an. Dieter Salomon in Freiburg und der, wenn auch nicht sonderlich grün wirkende, Boris Palmer in Tübingen, sie waren die Vorboten für die Zugewinne der Grünen in Baden-Württemberg 2011. In Konstanz, Stuttgart und anderswo holten die Grünen ein Direktmandat ums andere, in der Landeshauptstadt Stuttgart dann im Jahr 2012 auch das Oberbürgermeisteramt – um dann, fünf Jahre später, den Ministerpräsidenten zu stellen.

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