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Neue Pannen und Manipulationen im Fall Lügde

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Im Fall Lügde lagen dem Jugendamt in Hameln drei Hinweise auf sexuellen Missbrauch vor. Außerdem sind in der Behörde nach Bekanntwerden des Falls weitere Akten manipuliert worden.
Hameln-Pyrmonts Landrat Tjark Bartels (SPD) hat heute Fehler im Fall des jahrelangen massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde eingeräumt. Konkret ging es um den Fall eines heute achtjährigen Mädchens, das bei dem 56-jährigen Hauptverdächtigen in einem Pflegeverhältnis lebte. Beobachtet wurde die Betreuung des Mädchens vom Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont. Bevor die Polizei Ende Oktober 2018 ihre Ermittlungen in dem Fall aufnahm, hatte das Jugendamt drei voneinander unabhängige Hinweise auf eine mögliche Pädophilie des 56-Jährigen erhalten. Jedem Hinweis wurde laut Bartels einzeln nachgegangen. Die zuständigen Betreuer hätten jedoch keine Gefährdung des Kindeswohls erkannt und deshalb keinen Grund für ein Ende des Pflegeverhältnisses gesehen. “Die Gesamtschau der drei Hinweise betrachten wir als Fehler”, sagte Bartels. Zusammen betrachtet hätten sie ein Einschreiten erforderlich gemacht, sagte er. Außerdem gab er bekannt, dass eine weitere Mitarbeiterin im Jugendamt Akten manipuliert hatte.
Das Mädchen war im Mai 2016 auf Wunsch der Mutter in die Obhut des 56-Jährigen übergeben worden. Das Jugendamt stimmte dem nach eingehender Prüfung des Mannes zu. Mitarbeiter besuchten und betreuten den Pflegevater den Angaben zufolge regelmäßig. Bartels verdeutlichte, dass eine Alternative nur ein Entzug des Sorgerechts hätte sein können. Nach Einschätzung des Jugendamtes hätte das zuständige Familiengericht dem jedoch nicht zugestimmt, weil die Hürde für dieses Instrument sehr hoch hänge. “Hätte das Jugendamt diesen Weg nicht begleitet, wäre das Verhältnis zur Mutter und zum Pflegevater gestört gewesen und das Kind hätte wahrscheinlich ohne unser Wissen diesen Ort aufgesucht”, sagte Bartels. Stattdessen gab es regelmäßigen Kontakt zwischen Mitarbeitern des Jugendamtes, dem Pflegevater und dem Mädchen.
Mitarbeiter des Jugendamtes beschrieben den Mann laut Bartels als “rheinische Frohnatur, der zwar etwas bollerig, schräg und schwierig im sozialen Umgang war, von dem am Ende aber niemand dachte, dass er ein Pädophiler” sei. Rückmeldungen vom Kindergarten und später von der Schule hätten darauf schließen lassen, dass er sich für die Entwicklung des Kindes einsetzte. Zudem sei er kooperativ gewesen, wenn es darauf ankam. “Wir haben uns von der Fassade täuschen lassen”, so Bartels.

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