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Neuseeland: Anschläge auf Moscheen in Christchurch – viele Tote

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Neuseeland trauert nach den Terroranschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch, bei denen fünfzig Personen ums Leben kamen. Der mutmassliche Täter, ein 28-jähriger Australier, ist des Mordes angeklagt.
Neuseelands grösste Waffenmesse, die Kumeu Militaria Show in der Nähe von Auckland, wurde nach Angaben der Veranstalter wegen des Anschlags abgesagt. Neuseelands Waffengesetze stehen nach dem Anschlag in Christchurch im Fokus der Öffentlichkeit.
Zum Waffenschein des mutmasslichen Täters wurden am Montag neue Einzelheiten bekannt. Am Waffenschein sei «nichts aussergewöhnliches» entdeckt worden, erklärte der Chef der Waffenverkaufskette Gun City, der Tarrant nach eigenen Angaben vier Schusswaffen und Munition verkauft hatte. Die halbautomatische Waffe, die der Australier bei den Anschlägen nutzte, stamme aber nicht von Gun City, sagte Firmenchef David Tipple. Für die Opfer der Anschläge fühle er sich nicht verantwortlich.
Betrüger versuchen mit Phishing-Mails, Profit aus dem Anschlag in Christchurch zu schlagen. Dabei fordern sie ihre Adressaten zu Spenden auf, die auf gefälschte Bankkonten überwiesen werden sollen, wie Neuseelands Behörde für Cyber-Sicherheit CERT NZ am Montag mitteilte. Auch die neuseeländische Bank Westpac New Zealand warnte in einem auf Facebook veröffentlichten Schreiben vor Betrügern, die unter dem Namen und Firmenlogo der Bank E-Mails verschickten, um Spenden zu erbeuten.
Neuseeland hat nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch mit der Verschärfung seiner Waffengesetze begonnen. Premierministerin Jacinda Ardern kündigte am Montag nach einer Krisensitzung des Kabinetts strengere Regelungen an, die «so schnell wie möglich» in Kraft treten sollten. Ihre Koalition sei sich darin einig. Aus Respekt vor den 50 Todesopfern des Doppelanschlags wurde Neuseelands grösste Waffenmesse abgesagt, die am nächsten Wochenende stattfinden sollte. Im Krankenhaus werden noch 31 Verletzte behandelt.
Ein 18-Jähriger muss sich in Neuseeland für die Verbreitung des Lives-Streams der Tat vor Gericht verantworten. Der junge Mann wurde am Montag einem Richter in Christchurch vorgeführt, wie die Tageszeitung «New Zealand Herald» berichtete. Der Attentäter hatte seine Tat am Freitag gefilmt und direkt im Internet übertragen. Dem 18-Jährigen wird nun vorgeworfen, diese Aufnahmen im Netz geteilt zu haben. Auch soll er Zeitungsangaben zufolge ein Foto von einer der angegriffenen Moscheen online veröffentlicht und mit der Botschaft «Ziel erfasst» versehen haben. In weiteren Chat-Nachrichten habe er darüber hinaus zu «extremer Gewalt angestachelt».
Der 18-Jährige war bereits am Freitag festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. Mit der Bluttat soll er nach Angaben der Polizei sonst nicht in Verbindung stehen. Eine Freilassung auf Kaution wurde am Montag verweigert. Am 8. April soll der Jugendliche erneut vor den Richter treten.
Der neuseeländische Polizeichef Mike Bush geht nun davon aus, dass es sich bei dem Angreifer in Christchurch um einen Einzeltäter handelt. Die Polizei sucht jedoch immer noch nach möglichen Unterstützern. Die australische Regierung warnt alle australischen Reisenden im Ausland vor Demonstrationen und Protesten gegen Australien, die gewalttätig werden könnten. Der rechtsextremistische Angreifer ist ein Australier.
Der Attentäter von Christchurch hat seine Tatwaffen im Internet gekauft. Nach Aussagen des Managers des Online-Waffengeschäfts war die Transaktion legal. Der Attentäter hatte einen Waffenschein, der ihn zum Kauf halbautomatischer Waffen berechtigte, nicht jedoch zum Kauf von 30-Schuss-Magazinen, die der Täter verwendet haben soll. Über eine Verschärfung der Waffengesetze will der Manager nicht reden.
Das neuseeländische Kabinett hat eine Verschärfung der neuseeländischen Waffengesetze beschlossen. Einzelheiten sollen innerhalb der nächsten 10 Tage bekanntgegeben werden. Die Entscheidung wird auch von der mitregierenden Partei New Zealand First getragen, die sich zuvor gegen eine Verschärfung ausgesprochen hatte. «Die Ereignisse des 15. März haben unsere Welt für immer verändert», begründet dies Parteichef Winston Peters. Premierministerin Ardern kündigt eine Untersuchung der Arbeit aller Sicherheitskräfte in Neuseeland an.
Im neuseeländischen Christchurch ist ein 18-Jähriger vor Gericht angeklagt worden, weil er das Live-Video des Anschlags in der dortigen An-Nur-Moschee verbreitet hat. Der 18-Jährige muss sich ausserdem wegen der Veröffentlichung eines Fotos der Moschee und des Satzes «Ziel erreicht» verantworten. Laut dem Staatsanwalt drohen ihm maximal 14 Jahre Gefängnis pro Anklagepunkt.
Die australische Polizei durchsucht am Montagmorgen zwei Wohnungen in Verbindungen mit dem Attentat in Christchurch. Wie die Polizei mitteilte, erfolgten die Durchsuchungen in zwei Orten nahe der Ortschaft Grafton in Australien, aus welcher der mutmassliche Attentäter Brenton Tarrant stammt. Tarrants Familie unterstütze die Polizei weiter bei den Ermittlungen. Der australische Premierminister Scott Morrison sagt, Australien sei angesichts des Terrorangriffs in Christchurch bestürzt und beschämt. Er kündigt verschärfte Sicherheitsmassnahmen für alle religiösen Gemeinden und Schulen an.
Die neuseeländische Premierministerin hat die geplante Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg gebracht. Ardern kündigte an, dabei aufs Tempo zu drücken. «Wir wollen so schnell wie möglich damit vorankommen», sagte die Premierministerin. Der mutmassliche Täter, der 28 Jahre alte Australier Brenton Tarrant, besitzt seit 2017 einen Waffenschein. Nach Ermittlungen der Polizei hatte er fünf Schusswaffen dabei. Der Rechtsextremist sitzt nun in Untersuchungshaft. Ihm droht eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen vielfachen Mordes.
Neuseelands grösste Waffenshow ist aus Respekt gegenüber den Opfern des Terrorangriffs gestrichen worden. Weiterer Grund seien «erhöhte Sicherheitsrisiken», teilten die Organisatoren der «Kumeu Militaria Show» mit. Sie war für den 23. März geplant. Eine neuseeländische Website, auf der auch Waffen zum Verkauf angeboten wurden, hat alle Verkäufe halbautomatischer Waffen bis auf Weiteres eingestellt.
Der mutmassliche Attentäter von Christchurch will sich nach Aussage seines bisherigen Pflichtverteidigers Richard Peters selbst vor Gericht verteidigen. Peters sagte, dass ihn der 28-jährige Brenton Tarrant von seinem Mandat als Anwalt entbunden habe. Er sei damit nicht länger für ihn tätig, sagte der Anwalt der Zeitung «New Zealand Herald». Peters äusserte die Vermutung, dass der Rechtsextremist einen Prozess als Plattform nutzen könnte, um «seine ziemlich extremen Ansichten» vor den Augen der Weltöffentlichkeit zur Schau zu stellen. «Die Aufgabe des Richters wird sein damit umzugehen», sagte Peters der Zeitung.
Der Pakistaner, der sich dem Attentäter von Christchurch in den Weg gestellt haben soll, erhält eine Auszeichnung des pakistanischen Staates. «Pakistan ist stolz auf Mian Naeem Rashid, der den Märtyrertod starb, als er versuchte, den weissen rechtsextremen Terroristen zu überwältigen. Sein Mut wird mit einer nationalen Auszeichnung gewürdigt werden», twitterte Pakistans Premierminister Imran Khan am Sonntag. Sowohl der Pakistaner als auch sein Sohn wurden getötet. Khan sagte den Angehörigen der Opfer Unterstützung zu.
Bei den Angriffen am Freitag seien mindestens neun pakistanische Staatsbürger getötet worden, unter ihnen eine Frau, teilte Aussenministeriumssprecher Mohammad Faisal am Sonntag mit. Rashid und sein Sohn würden in Christchurch beerdigt, sagte Faisal.
Khan war einer der ersten Regierungschefs, die den Anschlag am Freitag verurteilten. «Das bestätigt, was wir immer gesagt haben: dass Terrorismus keine Religion hat», schrieb Khan bei Twitter. «Ich gebe dem derzeitigen Islam-Hass nach dem 11. September (2001) die Schuld an der Zunahme dieser Terroranschläge, weil dem Islam und 1,3 Milliarden Muslimen kollektiv die Schuld für jeden Terrorakt eines Muslims gegeben wurde.»
Zu den Helden von Christchurch gehört auch Haji-Daoud Nabi, der schon vor vier Jahrzehnten aus Afghanistan kam. Laut Berichten von Überlebenden warf sich der 71-Jährige in die Schusslinie, um andere zu retten, und kam dabei ums Leben.
Facebook hat laut eigenen Angaben in den ersten 24 Stunden nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch 1,5 Millionen Videos der Tat aus dem sozialen Netzwerk gelöscht. «Wir arbeiten weiter rund um die Uhr, um die gegen Regeln verstossende Inhalte zu entfernen», twitterte Mia Garlick von Facebook Neuseeland am Sonntag. Zur Entfernung der Inhalte würden sowohl technische Hilfsmittel wie auch Angestellte eingesetzt. 1,2 Millionen der entfernten Videos seien schon beim Hochladen blockiert worden. Aus Respekt für die Betroffenen sowie wegen Bedenken der Behörden würden auch alle bearbeiteten Versionen des Videos entfernt, einschliesslich derer, die keine brutalen Szenen zeigten, schrieb Garlick weiter.
Der mutmassliche Attentäter hatte während seiner Tat ein 17-minütiges Video mit seiner Helmkamera aufgenommen und es live auf Facebook veröffentlicht. Kopien des Films waren noch Stunden nach der Tat im Internet verfügbar. Die Betreiber sozialer Netzwerke und Internetplattformen wurden vielfach dafür kritisiert, die Verbreitung des Videos nicht schneller gestoppt zu haben. Die Polizei sowie Premierministerin Jacinda Ardern hatten Nutzer aufgerufen, das Video nicht zu teilen. Experten mahnten, die Verbreitung des Videos könne die Gefahr von Nachahmertaten erhöhen.
Neuseelands Polizei wehrt sich gegen Kritik an ihrer Reaktionszeit beim Anschlag auf die zwei Moscheen in Christchurch. Polizeichef Mike Bush betonte am Sonntag, dass bereits sechs Minuten nach dem ersten Alarm Beamte bei der An-Nur-Moschee eingetroffen seien. Demnach ging der erste Anruf auf der Notrufnummer 111 am Freitag um 13 Uhr 41 (Ortszeit) ein, die Polizei kam um 13 Uhr 47.
Innerhalb von zehn Minuten sei dann auch eine Spezialeinheit vor Ort gewesen, sagte Bush. Zugleich lobte er die beiden Beamten, die den flüchtigen Täter nach dem Anschlag auf eine weitere Moschee aus seinem Auto gezerrt und überwältigt hatten. Nach Darstellung der Polizei geschah dies 36 Minuten nach dem Alarm. Die beiden Polizisten hätten dabei ihr eigenes Leben riskiert, sagte Bush. «Ich bin sehr stolz auf die Reaktion der Polizei auf diesen furchtbaren Angriff.»
Überall in Neuseeland und in Australien gedenken die Menschen am Sonntag der Opfer des Terrorangriffs auf die Moscheen. In Sydney beginnt ein Surf-Wettbewerb mit einer Schweigeminute und Blumen und Kränzen in den Wellen. In Christchurch ehrt ein Mann die Toten mit einem traditionellen Haka.
Zehntausende Neuseeländer haben bereits über 5 Millionen neuseeländische Dollar für die Überlebenden und Angehörigen der Opfer des Terrorangriffs in Christchurch gesammelt.
Der mutmassliche Täter von Christchurch hat sein Manifest 9 Minuten vor dem Anschlag an das Büro der neuseeländischen Premierministerin und weitere 30 Personen und Institutionen sowie an Medien verschickt. Die E-Mail enthielt jedoch keine Informationen über den Ort oder die Zeit des geplanten Anschlags.
Das neuseeländische Kabinett wird bereits am Montag mit der Änderung der neuseeländischen Waffengesetze beginnen. Dies kündigte Premierministerin Jacinda Ardern an einer Pressekonferenz an. Die Identifizierung der Opfer des Anschlags soll bis Mittwoch abgeschlossen werden. Die Leichen werden so schnell wie möglich zur Beerdigung freigegeben. Staatliche Hilfen für die Überlebenden und Angehörigen der Opfer sind angelaufen. Ardern bestätigt die geplanten Besuche des türkischen Vizepräsidenten Fuat Oktay und des türkischen Aussenministers Mevlut Cavusoglu bei den betroffenen muslimischen Gemeinden in Neuseeland.
Die Telefongesellschaften und Internet-Provider Neuseelands versuchen gemeinsam, das Video des Terrorangriffs auf die Moscheen aus dem Internet zu entfernen. Websites, die das Video verbreiten, werden blockiert. Damit sollen neuseeländische Internetnutzer geschützt und die Absichten des mutmasslichen Täters untergraben werden, sagt der Chef des New Zealand Telecommunications Forum.
Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern legt einen Kranz vor der Kilbirnie-Moschee in der Hauptstadt Wellington ab und umarmt einen weinenden Mann, bevor sie die Moschee betritt. Die Menge vor der Moschee singt gemeinsam das Halleluja in der Sprache der indigenen Maori, wie der «New Zealand Herald» berichtet.
Zwei Tage nach dem Angriff auf die Moscheen in Christchurch berichten die Überlebenden von Akten der Tapferkeit und Selbstlosigkeit. Haji-Daoud Nabi, ein Flüchtling aus Afghanistan, warf sich schützend über einen Nachbarn, als er erschossen wurde. Wasseem Daraghmeh versuchte seine beiden kleinen Töchter zu retten. Alle drei wurden schwer verletzt und schweben in Lebensgefahr. Khaled Beydoun, die seit 1994 mit ihrer Familie in Neuseeland lebte, sprang vor ihren Mann, der im Rollstuhl sass, als sie erschossen wurde. Naeem Rashid versuchte den schwer bewaffneten Angreifer zu entwaffnen. Er und sein Sohn starben.
Abdul Aziz verhinderte ein noch schlimmeres Blutbad in der zweiten Moschee. Nur mit einer Kreditkartenmaschine bewaffnet und mit dem Schrei «Komm doch her» raste er auf den Angreifer zu und heraus aus der Moschee, um ihn abzulenken. Es gelang ihm. Seine vier Söhne und Dutzende andere Menschen in der Moschee überlebten. Abdul Aziz ist ein Flüchtling aus Afghanistan, der 25 Jahre in Australien lebte, bevor er mit seiner Familie vor zwei Jahren nach Christchurch zog.
An einer Pressekonferenz am Sonntagmorgen (Ortszeit) erklärte die Polizei, dass die Zahl der Todesopfer auf 50 gestiegen sei. Auch die Zahl der Verletzten betrage 50. Bei den zwei nach dem Anschlag verhafteten Verdächtigen gehe die Polizei nicht davon aus, dass sie mit dem mutmasslichen Attentäter in Verbindung stünden.
Die Moscheen in Neuseeland würden weiterhin beschützt, bis die Polizei davon ausgehe, dass keine unmittelbare Bedrohung mehr bestehe.
Für die «NZZ am Sonntag» hat Sonja Blaschke beschrieben, wie Neuseeland auf den Anschlag reagiert:
Offenbar hat der mutmassliche Attentäter sein Manifest 10 Minuten vor seiner Tat der Premierministerin Neuseelands, Jacina Ardern, sowie etwa 70 weiteren Empfängern geschickt. Das bestätigte das Büro der Premierministerin gegenüber neuseeländischen Medien. Die E-Mail sei so formuliert gewesen, als ob die Tat bereits stattgefunden hätte.
Die Polizei bestätigte in der Zwischenzeit, dass die beiden Attentate in den fünf Kilometer auseinanderliegenden Moscheen vom selben Täter, dem 28-jährigen Tatverdächtigen, verübt worden seien.
Neuseelands Staatsanwalt David Parker erklärte am Samstag (Ortszeit), dass halbautomatische Waffen verboten würden. Damit nahm er Bezug auf die Ankündigung von Premierministerin Jacinda Ardern, die eine Verschärfung des Waffenrechts angekündigt hatte.
Der amerikanische Präsident Donald Trump hat sich zu den Hintergründen der Terroranschläge geäussert. Auf die Frage eines Reporters, ob weisser Nationalismus weltweit eine wachsende Bedrohung darstelle, sagte er: «Ich denke, nicht wirklich. Ich denke, es handelt sich wohl um eine kleine Gruppe von Menschen, die sehr, sehr ernsthafte Probleme haben. Wenn Sie sich ansehen, was in Neuseeland passiert ist, dann ist das vielleicht der Fall. Ich weiss noch nicht genug darüber. Aber es ist sicher eine furchtbare Sache.»
Die Polizei appelliert an Personen, die Zeuge der Angriffe geworden sind oder Informationen über diese haben, sich zu melden.
In Christchurch beginnen die Vorbereitungen für die Beerdigungen der Todesopfer des Terroranschlags. Ein Leichenwagen nach dem anderen transportiert die Toten aus den Moscheen. Überall in der Stadt legen weinende Menschen Blumen und liebevolle Botschaften für die Überlebenden und ihre Familien nieder.

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