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Los Angeles Proteste: Bürger fordern Ende von ICE-Razzien

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Lehrer, Gewerkschafter, Kinder: In Los Angelos ziehen die Bürger auf die Strassen
Kein Gliedstaat hat mehr Zugewanderte als Kalifornien, sie leben vor allem in Küstenstädten wie Los Angeles. Die Razzien der Migrationspolizei erschüttern und erzürnen die Angelinos. Die Schuld an den jüngsten Eskalationen sehen sie klar bei der Bundesregierung.
Vor dem Federal Detention Gebäude in der Innenstadt von Los Angeles, dem Herzen der derzeitigen Proteste, steht der Teenager Doane mit seinem Onkel Jose. Der 14-Jährige – dunkle kurze Haare, grossgewachsen – beobachtet mit aufgerissenen Augen, wie Demonstranten um ihn herum mexikanische Flaggen schwenken und Schilder hochhalten: «ICE, verschwinde aus LA» und «Fuck Trump» steht darauf. In Chören schreien die Protestierenden vermummte Soldaten der kalifornischen Nationalgarde an. Einige Hundert Demonstranten stehen mindestens ebenso vielen Sicherheitskräften gegenüber. Die wiederum stehen regungslos wie Statuen da und halten Schlagstöcke, Schutzschilder und Gummigeschosse in den Händen.
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Er fühle sich «überwältigt», sagt Doane einsilbig. Sein Onkel Jose ist gesprächiger: «Ich will, dass mein Neffe mit eigenen Augen sieht, warum hier Proteste sind, und etwas über seine Wurzeln lernt». Deswegen habe er ihn heute ins Herz der Demonstrationen mitgenommen. Ihre Vorfahren seien illegal aus Mexiko in die USA gekommen, erklärt Jose, bis heute sei die Familie «mixed status»: Manche Verwandte haben keinen legalen Aufenthaltsstatus, Jose hat eine Greencard, Doane wurde in Arizona geboren und ist somit amerikanischer Staatsbürger. Es ist eine Familienkonstellation, wie sie typisch in Kalifornien ist.
Jeder Präsident habe Papierlose abgeschoben, sagt Jose, aber Trump mache das auf rechtswidrige Weise, wie er findet: Er verhafte haufenweise und willkürlich Latinos und schiebe sie ab, ohne ihnen ein faires Gerichtsverfahren zu ermöglichen oder ihnen Straftaten nachzuweisen. «Und er kommt damit so lange durch, bis wir ihn aufhalten.»José und sein Neffe Doane, (14), stehen am 8. Juni 2025 bei einer Demonstration in Down Town Los Angeles. José wollte ihm zeigen, wie die Proteste laufen.
Jose fordert das gleiche wie die mehreren hundert Demonstranten vor dem Federal Detention Gebäude an diesem Montagmittag: dass die Migrationspolizei ICE ihre Razzien in Los Angeles beendet. Die Proteste spielen sich ausgerechnet vor diesem Bundesgebäude ab, weil hier die festgenommenen Papierlosen inhaftiert sind – etwa diejenigen, die die ICE-Beamten am Freitag festgenommen hatten, als sie eine Razzia unter Tagelöhnern vor einem Heimwerkermarkt in Los Angeles machten.
In den Tagen zuvor hatte die Migrationspolizei bereits ein Textilgeschäft und einen Nachtklub in Los Angeles nach Papierlosen durchforstet; im April hatten ICE-Beamte vergebens versucht, Zugang zu einer Schule in Los Angeles zu bekommen. In vielen Gemeinden herrscht Panik: Kinder gehen nicht mehr in die Schule, Familien nicht mehr in die Kirche, weil sie überall ICE-Agenten fürchten.
Unter früheren Präsidenten waren Kirchen, Schulen, Spitäler tabu für Razzien, auch an Arbeitsplätzen waren sie selten. Der Konsens war, Papierlose dann abzuschieben, wenn sie sich etwas zu schulde kommen liessen.

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