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Wie der Tod von Benno Ohnesorg die Republik veränderte

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Vor 50 Jahren wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten tödlich getroffen. Was als Protest gegen den Schah begann, weitete sich zu einem…
Er war, so bitter es klingt, einfach nur im falschen Augenblick am falschen Ort. Benno Ohnesorg, 26-jähriger Student der Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin, der am Abend des 2. Juni 1967 mit seiner schwangeren Frau und Freunden vor der Deutschen Oper in der Berliner Bismarckstraße gegen den Schah von Persien, Mohammed Reza Pahlewi, und dessen Frau Farah Diba demonstriert hatte, sah, wie mehrere Polizisten in Zivil einen Studenten in einen Hinterhof in der Krummen Straße zerrten. Unauffällig folgte er ihnen in den Hof, wo etwa zehn Beamte auf ebenso viele Studenten einprügelten. Und auf einmal saß er in der Falle. Ein Weiterkommen war nicht mehr möglich.
Was dann geschah, wurde nie vollständig aufgeklärt und ist auch 50 Jahre nach den dramatischen Ereignissen Stoff für Spekulationen. Nach Angaben von Zeugen trieb die Polizei alle Studenten aus dem Hinterhof, mit einem Schlag stand der völlig unbeteiligte Ohnesorg den Polizisten alleine gegenüber. Der Student versuchte zu fliehen, wurde aber festgehalten, eine Frau gab an, dass drei Polizisten auf ihn einschlugen. Als Zeichen seiner Aufgabe hob er die Hände, ein Zeuge hörte den Ruf „Bitte, bitte, nicht schießen!“ Da fiel um 20.30 Uhr ein Schuss, abgegeben von dem als Waffennarr bekannten Polizisten Karl-Heinz Kurras. Ohnesorg, der aus etwa eineinhalb Metern am Hinterkopf getroffen wurde, fiel stark blutend auf den Boden.
Unmittelbar darauf trafen Fotografen und Studenten, die den Schuss gehört hatten, am Tatort ein, ein berühmtes Foto, das um die Welt ging, zeigt die entsetzte Studentin Friederike Dollinger (damals 22) , die den Kopf des leblosen Ohnesorgs mit ihren Händen hält. Erst gegen 20.50 Uhr kam ein Krankenwagen, auf dem Weg ins Krankenhaus starb Ohnesorg. Doch laut Krankenhausakte trat der Tod erst um 22.55 Uhr ein, zudem wurde als offizielle Todesursache „Schädelbasisbruch“ angegeben.
Bei der Obduktion am nächsten Tag wurde festgestellt, dass ein Knochenstück der Schädeldecke mit dem Einschussloch herausgesägt und beseitigt worden war. Kurras selber rechtfertigte sich, der Schuss „ist mir losgegangen“, später machte er geltend, er habe in Notwehr gehandelt. Der Schuss habe sich im Handgemenge gelöst und Ohnesorg versehentlich getroffen. Obwohl Zeugen diese Version nicht bestätigten, wurde Kurras zwei Mal freigesprochen, 2009 stellte sich heraus, dass er nicht nur Mitglied der SED, sondern auch seit 1955 Inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit gewesen war.

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