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"Immer billiger, billiger"

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Mitten in der Ferienzeit haben die Piloten beim Billigflieger Ryanair um drei Uhr ihre Arbeit niedergelegt. In Deutschland wurden 250 Flüge gestrichen, 42.000 Passagiere sind betroffen. Von Jan-Peter Bartels.
Mitten in der Ferienzeit haben die Piloten beim Billigflieger Ryanair um drei Uhr ihre Arbeit niedergelegt. In Deutschland wurden 250 Flüge gestrichen, 42.000 Passagiere sind hierzulande betroffen.
In den vergangenen zwei Jahren erst sei es passiert, sagt der Ryanair-Pilot: Da sei in ihm etwas kaputt gegangen. Er will anonym bleiben, hat Angst. Denn Ryanair schreibt in alle Arbeitsverträge, dass die Mitarbeiter keinesfalls mit der Presse reden dürfen. “Ich bin jahrelang mit Spaß zur Arbeit gegangen, bin auch gern für Ryanair geflogen”, sagt der Mann. “Aber jetzt? Diese Unsicherheit, das zermürbt einen schon.” Deswegen will er heute streiken, so wie auch viele seiner Kollegen.
Ryanair musste deswegen europaweit 400 von geplanten 2400 Flügen absagen. Um drei Uhr begann der Streik, 24 Stunden soll er dauern. Natürlich verstehe er Kunden, die nun wütend seien, weil sie irgendwo festhingen, sagt der Pilot. Nennen wir ihn Rainer Krüger. Er wirbt um Verständnis für den Kampf der Piloten: “Unser Chef Michael O’Leary hat mal gesagt, wir seien nur Taxifahrer der Lüfte.” Krüger holt tief Luft: “Er will alles immer nur billiger, billiger. Es ist ja nicht nur das Personal, das hier schlecht behandelt wird, sondern auch die Passagiere. Ihm fehlt jede Achtung.”
Billige Tickets, wenig Kundenservice – damit hat O’Leary Ryanair zu einer der größten Airlines Europas gemacht. Doch nun scheint seine Strategie an ihre Grenzen zu stoßen: Flugbegleiter und Piloten haben in diesem Sommer schon mehrfach in verschiedenen Ländern gestreikt, fordern vehement bessere Arbeitsbedingungen. Es sind die ersten massiven Streiks der Unternehmensgeschichte.

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