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Eden liegt in Kanada

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Hugh Jackman schwingt in James Mangolds Marvel-Epos „Logan“ noch einmal die Klingenfäuste. Der Film läuft außer Konkurrenz.
Eigentlich sollte sich jedes Filmfestival zum Abschluss einen Superhelden leisten. Die Kräfte schwinden, die Konzentration lässt nach – man verspürt auf den letzten Metern noch einmal das dringende Bedürfnis, höhere Kräfte in Anspruch zu nehmen. Der Superheld in James Mangolds „Logan“ hat seine besten Jahre allerdings längst hinter sich. Logan, wie immer gespielt von Hugh Jackman , ist ein Wrack: Die Wunden heilen nicht mehr wie früher, sein geschwächter Körper ist abhängig von Schmerzmitteln. In gewisser Weise stellt James Mangolds letzter Teil der Wolverine-Trilogie , die als eher unglückliches Spin-Off immer im Schatten der komplexeren X-Men-Erzählung stand, einen passablen Abschlussfilm des Festivals dar, die nach einem gelungenen Start ebenfalls unter einem vorzeitigen Kräfteverschleiß zu leiden schien.
Dass der einzige Hollywood-Film im Wettbewerb (außer Konkurrenz) ausgerechnet das Ende eines Zyklus’ darstellt, sagt insofern auch einiges über den Stellenwert der Berlinale in der US-Filmindustrie. „The Man Comes Around“ des späten Johnny Cash , der mit der verwitterten Grabesstimme, liefert im Abspann den Moritatengesang auf den Wolfsmann mit den Freddy-Krüger-Klauen. Wolverine ist wegen seiner Fähigkeiten zur Selbstheilung ja so etwas wie die tragische Figur im X-Men-Universum. Kein Schmerz ist zu groß für den Leidensträger der internationalen Mutantenjugend.
Mutanten gibt es in „Logan“ offiziell nicht mehr. Mangolds Film spielt im Jahr 2029, Wolverine ist einer der letzten seiner Art. Unter seinem bürgerlichen Namen James Howlett arbeitet er als Limo-Chauffeur für Geschäftsleute und neureiche Collegekids, nebenher pflegt er seinen dementen Mentor Charles Xavier (Patrick Stewart), dessen Gehirn vom Ministerium für Heimatschutz zur Massenvernichtungswaffe erklärt wurde. Darum versteckt Logan den Professor in einem Stahlcontainer in der Wüste von Mexiko, mit Unterstützung des Albino-Mutanten Caliban (Stephen Merchant).

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