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Zum Tod von „Mallorca-Jens“: Niemand ist eine Insel

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Ein Normalo im Licht: Jens Büchner („Mallorca-Jens“) war TV-Auswanderer, Schlagersänger und Trash-Held – nun ist er mit 49 Jahren gestorben. Er wurde zum Star, weil ihn der Kampf um ein bisschen Glück gegen alle Widrigkeiten mit seinem Publikum einte. Ein Nachruf.
Einen Vornamen und einen Ort – mehr braucht es manchmal nicht, um einen Menschen zur Marke zu machen. Der Boulevard liebt diese Stempel, deren Farbe nie mehr verbleicht. Der Ort ist wichtig. Der Ort weckt Assoziationen, spiegelt Klischees, füttert Vorurteile. Da gab es „Florida-Rolf“, jenen vermeintlichen „Sozialschmarotzer“, der die hart verdienten D-Mark der deutschen Solidargemeinschaft in der Sonne verprasste. Da gab es „Karibik-Klaus“, seinen Bruder im Geiste. Und da gab es „Mallorca-Jens“ – jenen TV-Auswanderer und Trash-Protagonisten, der seinen Namen freilich nicht als Anklage trug, sondern als Nachweis seiner Normalität. „Seht her“, bedeutete das Wort „Mallorca“ im Spitznamen, den der Boulevard diesem Jens Büchner aus Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt verpasst hatte, – „ich bin einer wie ihr. Ich träume von Sonne und Glück. Ich feiere. Ich leide. Und ich suche.“
Am Sonnabend ist „Mallorca-Jens“ mit 49 Jahren an Lungenkrebs gestorben, nach einem „kurzen, schweren Kampf“ in einem Krankenhaus in Palma de Mallorca. Das meldete seine Agentur. Nicht jedem wird die Existenz dieses Helden des Beömmelungsfernsehens vor seinem Tod geläufig gewesen sein. Doch es besteht kein Zweifel daran, dass der Star der Vox-Auswanderersause „Goodbye Deutschland!“ – dessen Halskette ein Amulett mit der Gravur „Pleite, aber sexy“ zierte – als Kultfigur des Trivialen einen Nerv traf. Denn dieser laute, auch anstrengende, in seiner Tüddeligkeit erschütternd naive „Mallorca-Jens“ arbeitete ja beharrlich am alten Traum des Menschen: aus einer Niederlage noch einen Sieg zu machen, als Loser doch ein Leben zu führen, dass Glücksmomente bereithält. Auch wenn nie ganz klar war, was das eigentlich sein soll: Erfolg im Leben.
Es kommt immer mal vor, dass die Spaßmaschinerie einen Menschen ans Licht spült, der dort auf den ersten Blick nicht hinzugehören scheint.

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