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Kritik vor Vitrinen und Waschmaschinen

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Die virtuelle Hauptversammlung zwingt die Aktionäre der Deutschen Bank, ihre Kritik am Vorstand auf andere Weise vorzutragen. Manche.
Die Ordnerin klingt besorgt: „Wir brauchen noch Seifenblasen“ ruft sie, bevor die Fotografen und Kameraleute loslegen können. Und ein „Toneffekt“, wie sie sagt, werde es ja auch noch geben. Die kleine Frankfurter Protestgruppe, die sich Koalakollektiv nennt, hat sich schließlich viel Mühe gegeben, um ihre Kritik an der Deutschen Bank anlässlich deren Hauptversammlung in Szene zu setzen: Zwölf alte Waschmaschinen hatten sie auf Werkstoffhöfen eingesammelt und vor die Zwillingstürme der Bank an der Taunusanlage gekarrt. Drumherum haben sie grüne Textilien drapiert, darauf eine schwarze, ölähnliche Flüssigkeit gekippt und auch noch ein bisschen Kohlestaub verstreut. Und für die, die das Stillleben nicht deuten können, haben sie auch noch ein großes Schwarzes Schild aufgebaut: „Greenwashing kills – raus aus Kohle, Öl und Gas“. Man wolle, erklärt eine Sprecherin, auf diese Weise die Deutsche Bank auffordern, nicht länger fossile Unternehmen zu finanzieren. Kritiker müssen sich schon was einfallen lassen, um mit ihren Einwänden an der Deutschen Bank aufzufallen. Nicht nur, weil Deutschlands größte Bank schon viele Protestformen erlebt hat: Vor einem Jahr hatte eine Klimaschutzorganisation einen Ballon im Globuslook aufsteigen lassen, andere ein nachgebautes Bankenlogo abgefackelt. Und einmal wurde ein Kuchen gebacken, auf dem mit Zuckerguss Afrika abgebildet war und der dann dramatisch angeschnitten wurde; es ging bei den braunen Schokostücken offenbar um Hunger und Landraub. Für Transparente oder Trillerpfeifen, das weiß auch das Koalakollektiv, dürften Kamerateams kaum noch anreisen. Aufzufallen ist aber auch deshalb nicht so leicht, weil die Hauptversammlung abermals nur als digitaler Livestream abgehalten wird.

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