Домой Deutschland Deutschland — in German "Helmut Kohl wusste auch um seine Ecken und Kanten"

"Helmut Kohl wusste auch um seine Ecken und Kanten"

318
0
ПОДЕЛИТЬСЯ

Das Requiem im Dom von Speyer würdigt den Menschen Kohl und schlägt versöhnende Brücken. An keinem geeigneteren Ort könnte er begraben werden.
Die Europäische Union hat den Altkanzler als Staatsmann geehrt. Das Requiem im Dom von Speyer würdigt ihn als Mensch — und schlägt versöhnende Brücken: An keinem geeigneteren Ort könnte der geschichtsbewusste Altkanzler begraben werden.
Man sagt, jemand geht durch das große Tor, wenn er einen großen Abschied bekommt. Der Tag zum Abschied von Helmut Kohl ist gestaltet als das größte nur denkbare Tor, und es hat eine besondere Symbolik, dass sein Sarg durch das Hauptportal nach draußen getragen wird. Der Dom in Speyer gehört zu Helmut Kohl ungefähr so wie Oggersheim und Saumagen, und vor 46 Jahren war es Kohl selbst, der dem Dom dieses Portal schenkte — als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, der er damals war. Und jetzt verlässt er diesen Dom durch dieses Portal.
Die Europäische Union hat am Vormittag in Straßburg vor allem Kohl, den Staatsmann, geehrt. Hier in Speyer übernimmt die katholische Kirche. Bei ihr geht es um Helmut Kohl, den Menschen, und sie fährt alles an Pomp und Pathos auf, was sie zu bieten hat: die große, erst neun Jahre alte Orgel über dem Hauptportal; zwei Bischöfe, einen Erzbischof und Nuntius, zwei Kardinäle, Domchor und Domkantor. Es gibt Bach und Gregorianik, und wenn man genau darauf achtet, wer die Komponisten sind, so fällt einem auf, dass diese Auswahl wiederum auch Kohl, den Staatsmann, ehrt.
Es hätte ihm gefallen, hier nicht nur Bach und Schütz, sondern auch Maurice Duruflé und César Franck, Mozart, John Rutter und Rachmaninow zu hören — die Werke deutscher und französischer Komponisten, eines Österreichers, eines Engländers und eines Russen also. Die in Speyer gespielte Fassung des Sanctus hat Rutter, Jahrgang 1945, eigens für dieses Requiem geschrieben.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann leitet das Totenamt. Er legt erkennbar Wert darauf, den Menschen Kohl in seinen Stärken zu zeigen, aber bitte auch in seinen Schwächen. Schon seine Begrüßung: Er beginnt, indem er Maike Kohl-Richter nennt, die Witwe und schließt dann allgemein die «Angehörigen, Freunde und Weggefährten» an. Aber dabei belässt er es nicht: «In meinen Gruß möchte ich herzlich einschließen die Söhne unseres Verstorbenen, Walter und Peter, mit ihren Familien.»
Kohl hatte seine Nachkommen nicht mehr sehen wollen vor seinem Tod, und dort, wo bei einer Trauerfeier normalerweise die Kinder, Schwiegerkinder und Enkel gehen, hinter dem Sarg, da gehen bei diesem Verstorbenen Kai Diekmann, der langjährige Chefredakteur der Bild, und Stephan Holthoff-Pförtner, Kohls Anwalt.

Continue reading...