Donald Trump verunsichert die Welt, doch auf die kriselnde EU scheint er geradezu heilende Wirkung zu haben. Der neue US-Präsident hat es zwar darauf angelegt, die EU zu zerlegen – doch gerade deshalb hilft er Europas Politikern, zu mehr Einigkeit zu finden.
Der alte Kontinent hat schon schlimmere Zeiten gesehen, mögen sich manche der Teilnehmer gedacht haben. Nach aufregenden Tagen mit immer neuen beunruhigenden Nachrichten aus den Vereinigten Staaten wirkte dieser EU-Gipfel irgendwie unaufgeregt. Die Mehrheit der europäischen Staats- und Regierungschefs scheint darauf zu vertrauen, dass sich der neue amerikanische Kollege früher oder später selbst entzaubert.
Mit Bestimmtheit und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein haben etliche europäische Spitzenpolitiker in den vergangenen Tagen auf wichtige Unterschiede hingewiesen. So wie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, die zu Beginn des Gipfels in Malta knochentrocken feststellte, Europa glaube nicht an Mauern und setze stattdessen auf Kooperation und Partnerschaft.
In solchen Sätzen steckt die Lebensweisheit eines Kontinents, der gelernt hat aus der Vergangenheit. Europa zieht Kraft aus seiner Vielfalt. Nicht Gleichmacherei ist die Lösung, sondern Offenheit für den anderen, ohne die eigenen Ursprünge zu verraten. Ein Hauch dieses Denkens war auch auf diesem EU-Gipfel zu spüren – als ob der neue US-Präsident, der es darauf angelegt zu haben scheint, die EU in ihre Einzelteile zu zerlegen, Europas Spitzenpolitikern dabei hilft, wieder zu mehr Einigkeit zu finden.