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Abschied von Joachim Gauck: Freiheit, Brücken, Gott

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Bei Guttenbergs Abschied grollten die Bläser, Wulff segelte mit einem Traumtänzerstück aus Schloss Bellevue. Bundespräsident Gauck geht mit seiner Musikauswahl einen anderen Weg.
Bei Guttenbergs Abschied grollten die Bläser, Wulff segelte mit einem Traumtänzerstück aus Schloss Bellevue. Bundespräsident Gauck geht mit seiner Musikauswahl einen anderen Weg.
Dass Menschen so sind wie die Musik, die sie hören, ist natürlich ein Klischee. Was die Tatsache aber nicht weniger wahr macht. Denn anhand des Musikgeschmacks kann man so einiges erfahren über einen Menschen. Wie er sich selbst sieht. Für was er steht. Für was er stehen will. Nun gibt es eine Auswahl, die noch mehr verrät als jede Playlist und jedes Plattenregal. Und das ist die Zapfenstreich-Serenade. Weshalb es sich wirklich lohnt, einen genauen Blick auf die Lieder zu werfen, die der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck für seine feierliche Verabschiedung ausgewählt hat.
Da wäre zum einen das alte Volkslied “Freiheit, die ich meine”. Dann der DDR-Klassiker “Über sieben Brücken musst du gehn” von Karat und schließlich das Kirchenlied “Ein feste Burg ist unser Gott”. Freiheit, Brücken, Gott? Das ist doch Gauck in drei Worten. Die Wahrheit offenbart sich im Klischee.
Der Große Zapfenstreich ist das höchste Zeremoniell der Bundeswehr. Mit ihm werden wichtige Politiker feierlich aus dem Amt verabschiedet. Bundespräsidenten, Verteidigungsminister, Bundeskanzler. Man kann diese Veranstaltung in ihrem seltsam steifen Militärpomp als völlig unzeitgemäß abtun. Man kann sich aber auch auf ihre ausgestellte Ernsthaftigkeit einlassen. Und ein paar sehr unterhaltsame Youtube-Videos anschauen. Denn dort sieht man, was da im Fackelschein wirklich vonstattengeht: die freiwillig-unfreiwillige Dekonstruktion des Politiker-Ichs.

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