Der Brexit ändert zwischen Paris und London einiges. Der neue Vertrag sichert Großbritannien vor allem Schutz vor illegalen Migranten zu.
Die diplomatische Verbeugung des französischen Präsidenten war schon mit dem Voraus-Gepäck gekommen: Vor dem Treffen von Emanuel Macron und der britischen Premierministerin Theresa May am Donnerstag in der Militärakademie Sandhurst hatten die Franzosen eingewilligt, den berühmten Teppich von Bayeux an die Nachbarn jenseits des Kanals auszuleihen. Vermutlich von 2022 an dürfte das Kunstwerk, das um das Jahr 1070 entstanden ist und die Eroberung Englands durch die Normannen zeigt, im Britischen Museum zu bestaunen sein.
Die Briten hatten diese Geste als Indiz dafür gewertet, dass Macron auf dem Regierungsgipfel versöhnlich auftreten werde, und tatsächlich zeigte sich der französische Präsident auf der abendlichen Pressekonferenz sehr zufrieden mit den Ergebnissen: Man habe einen “Vertrag von Sandhurst” unterzeichnet, der verstärkte Anstrengungen bei der Grenzsicherung am Ärmelkanal vorsehe; damit werde die historische Vereinbarung von Touquet 2003 fortgeschrieben.
Der Vertrag von Touquet garantiert, dass Großbritannien Kontrollen auf französischem Boden im Hafen von Calais vornehmen darf, um Migranten am Ärmelkanal zu stoppen; umgekehrt verhindern französische Polizisten mit aller Macht, dass Migranten durch den Tunnel nach Dover gelangen. Die Vereinbarung von 2003 ist nur einer von mehreren Verträgen, mit denen Nachbarn, in diesem Fall die EU-Partner Großbritannien und Frankreich, Grenzkontrollen auf dem Hoheitsgebiet des jeweils anderen Staates vornehmen dürfen.