Im Ausland bewundern viele die Bundeskanzlerin – und schauen mit Sorge auf ihren Abgang. Nur einer freut sich, dass sie geht.
Rund um den Globus genießt Angela Merkel einen Ruf wie Donnerhall. Sie verkörpert das Bild Deutschlands, ein Partner zu sein, der an der Lösung von Konflikten mitarbeitet und auf den man sich verlassen kann. Im Ausland teilen nur wenige das hierzulande vorhandene Gefühl, dass die Kanzlerin müde wirke und nach dreizehn Jahren im Amt ein Wechsel überfällig sei.
Den Niedergang ihrer Macht erleben die Verbündeten nicht mit Erleichterung – oder gar Faszination am Spekulieren, wer wohl nach ihr kommt – sondern als Verlust von Berechenbarkeit und Stabilität. Deutschland ist die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und das Powerhouse der EU. Was es tut oder unterlässt, hat unmittelbare Auswirkungen auf Nachbarn und Partner – ob die Deutschen das wollen oder nicht.
Bei aller Kritik an der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik überwiegt in Gesprächen in Brüssel, Paris, Warschau und Washington das Lob für Merkel: ihr besänftigendes Einwirken auf EU-Gipfeln, ihren ruhigen Umgang mit aufbrausenden Staats- und Regierungschefs, ihr Management in Europas vielfältigen Krisen vom Euro über die Abkehr Polens und Ungarns von europäischen Werten bis zur Suche nach Lösungen für den Krieg in der Ukraine.