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Söder attackiert SPD nach Scholz-Nominierung – und zeigt dabei staatstragende Klasse

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In einer nationalen Krisenlage eine Spitzen-Personalie zu lancieren, wirkt reichlich deplatziert. Das gilt auch für die Nominierung von OIaf Scholz als SPD-Kanzlerkandidat. Denn die meisten Menschen interessieren sich in diesem Augenblick überhaupt nicht für Namen und Posten.
Seine Kritik am Kanzlerkandidaten hatte Kanzlerqualität. Markus Söder war nicht nur der erste, der die SPD nach der Nominierung von Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten angriff. Er war auch der zielgenaueste. In eine nationale Krisenlage hinein eine Spitzen- Personalie zu erledigen, wirkt in der Tat reichlich deplatziert, da hat der bayerische Ministerpräsident vollkommen recht. Die allermeisten Menschen interessieren sich gerade jetzt nicht für die Innereien von Parteien. Sondern dafür, wie sie selbst aus dieser in mehrfacher Hinsicht existenzbedrohenden Krise kommen sollen. Söder hält sich mit persönlichen Angriffen zurück Wichtig war aber auch, was der CSU-Vorsitzende nicht sagte: Er vermied jeden Angriff auf Scholz persönlich. Von beiden Spitzenpolitikern weiß man, dass sie sich schätzen. Aber das ist nicht der einzige Grund. Söder hielt sich mit persönlichen Angriffen zurück, weil ihm das wohl krumm genommen worden wäre. So etwas gehört sich einfach nicht – man gibt dem Gegner erst einmal eine faire Chance. Und so zeugte Söders Angriff auf die SPD von seiner eigenen, staatstragenden Klasse. Über den Autor: Ulrich Reitz Ulrich Reitz arbeitete als Korrespondent bei der Welt, war in der Startmannschaft von FOCUS, den er zuletzt führte, und war insgesamt 17 Jahre lang Chefredakteur der beiden größten deutschen Regionalzeitungen “WAZ” und “Rheinische Post”. Er beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung, der kulturellen Verfasstheit Deutschlands und der Performance seiner Eliten in Politik und Wirtschaft. Reitz versteht sich als wirtschaftlich ordoliberal und politisch konservativ. Er schätzt die gepflegte Kontroverse. SPD hat ein Problem erledigt – und gleich mehrere neue geschaffen Die SPD hat mit der Nominierung von Scholz ein Problem erledigt – und sich gleich mehrere neue geschaffen. Zum einen ist da die Partei selbst. Entgegen ihrem eigenen Image ist sie alles andere als eine solidarische Formation. Die SPD ist außerordentlich, manche sagen: berüchtigt streitlustig. Praktisch seit ihrer Gründung ist sie hin- und hergerissen zwischen Verantwortungs- und Gesinnungsethik. Verantwortungsethik gilt dabei innerparteilich als rechts, Gesinnungsethik als links. Die einen wollen Politik machen, die anderen Recht haben. Die einen sind Pragmatiker, die anderen kämpfen für nichts Geringeres als eine bessere Welt. Zu disziplinieren ist die SPD nicht – schon gar nicht über einen so langen Zeitraum wie mehr als ein Jahr. Bis zur nächsten Bundestagswahl sind es noch beinahe 14 Monate – und das in bewegter Zeit.

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