Die Informationen zu Donald Trumps Gesundheitszustand sind widersprüchlich. Wer sagte wann was? Und was davon ist glaubwürdig? Rekonstruktion eines wirren Wochenendes.
Es war ein verrücktes Wochenende für die Amerikaner. Ihr Präsident Donald Trump hat sich mit Corona infiziert, wird per Hubschrauber in ein Militärkrankenhaus gebracht – und doch erfährt die Öffentlichkeit ganz offensichtlich nur Halbwahrheiten über den Gesundheitszustand des Commander-in-Chief. Die Ärzte sagen dies, der Stabschef jenes – und am Ende müssen sich fast alle korrigieren oder ihre Aussagen zumindest präzisieren. Und über allem steht die Frage: Wie geht es dem mächtigsten Mann der Welt wirklich? Begonnen hat das Informationschaos spätestens am Samstag. Der US-Präsident hat seine erste Nacht im Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda verbracht, als sein Leibarzt Sean Conley dort vor Journalisten tritt. Conley wird von gleich neun Kolleginnen und Kollegen in weißen Kitteln flankiert, seine Mission: Die Amerikaner über Trumps Gesundheitszustand aufzuklären. Keine 13 Minuten dauert der Auftritt. Danach ist nicht nur die Verunsicherung, sondern auch das Misstrauen gegenüber dem Weißen Haus noch größer als zuvor. DIE ANONYME QUELLE Conley und sein Ärzteteam zeichnen am Samstag vor Journalisten ein rosiges Bild vom Zustand des 74-Jährigen – doch nur wenige Minuten nach dem Ende des Briefings steckt eine anonyme Quelle den Reportern ganz andere Informationen: “Die Werte des Präsidenten in den vergangenen 24 Stunden waren sehr besorgniserregend”, heißt es da. Die nächsten 48 Stunden würden entscheidend. “Wir befinden uns noch immer nicht auf einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung.” Später stellt sich heraus: Die Quelle ist Trumps Stabschef Mark Meadows gewesen. Der CNN-Journalist Jim Acosta schreibt am Sonntag auf Twitter unter Berufung auf informierte Kreise, Trump sei stinksauer auf Meadows wegen dessen Äußerungen. DER LEIBARZT WEICHT AUS Auch ohne Meadows Querschuss wirft Conleys Auftritt am Samstag zahlreiche Fragen auf. Keine Antwort gibt der Arzt darauf, wie hoch Trumps Fieber war. Keine Angaben auch dazu, wie Trump sich angesteckt haben könnte. Wiederholt weicht der Mediziner der Frage aus, ob Trump irgendwann im Verlauf seiner Covid-19-Erkrankung zusätzlichen Sauerstoff benötigt habe. “Er bekommt im Moment keinen Sauerstoff”, antwortet Conley mehr als einmal. Warum sich Conley derart windet, wird bald darauf klar: Die “New York Times” berichtet, Trump habe am Freitag Atemprobleme gehabt und Sauerstoff verabreicht bekommen.