Rechtzeitig zur Klimakonferenz in Glasgow leistet das kleine Zürcher Theater Neumarkt mit einem «Gletscher-Requiem» einen Poetik-Beitrag zur Klimadebatte. Man hat auf einen solchen Anstoss aus der Kunst lange vergeblich gewartet.
Rechtzeitig zur Klimakonferenz in Glasgow leistet das kleine Zürcher Theater Neumarkt mit einem «Gletscher-Requiem» einen Poetik-Beitrag zur Klimadebatte. Man hat auf einen solchen Anstoss aus der Kunst lange vergeblich gewartet. Totenmesse samt Greta-Dutt: Das Ensemble nimmt Abschied vom vermeintlich ewigen Eis am String der E-Gitarristin Martina Berther. Ist das Kunst oder schon Aktivismus? Ist es ein Ärgernis mehr, ausgelöst von Intendantinnen, welchen Subventionsgeber später den Geldhahn zudrehen werden? Alles schon gehabt an dieser Stelle. Doch der neuste Coup des Theaters Neumarkt ist keine Polemik – und wenn doch, dann eine zukunftsweisende: Wo Politik war, soll Kunst werden. Die Bühne macht aus einem Abstraktum, dem Klimawandel, ein realistisches, faktenbasiertes Sinnen-Erlebnis. Seit Hayat Erdogan, Tine Milz und Julia Reichert das Theater leiten, ist ihre Ambition nicht zu übersehen. Das Haus in der Zürcher Altstadt will die Rückführung des Theaters zu seinem Ursprung – zur Denkanstalt. Das ist eine gute Sache, eigentlich, doch in der Realität bleibt’s oftmals beim frommen Wünschen: Im Zuschauerraum trifft sich die Community, die sich ohnehin einig ist.