Früher transportierten Schiffe auf der Aller zwischen Celle und Verden Kali und Erdöl. Jetzt soll der Fluss renaturiert und Teil des Biotopverbundes Blaues Band werden. …
Früher transportierten Schiffe auf der Aller zwischen Celle und Verden Kali und Erdöl. Jetzt soll der Fluss renaturiert und Teil des Biotopverbundes Blaues Band werden. Der Landkreis Verden geht dabei voran. Sie ist der größte nicht ins Meer mündende Fluss Norddeutschlands. Die Aller schlängelt sich von der Quelle der Magdeburger Börde recht gemächlich durch grünes Flachland, bis sie bei Verden in die Weser fließt. Doch so naturbelassen, wie der Fluss zunächst wirkt, ist er nicht überall. Auf seinen 116 Kilometern zwischen Celle und Verden ist er als Bundeswasserstraße ausgewiesen und vielerorts ausgebaut, teilweise begradigt und größtenteils eingedeicht worden. Nun aber geht es andersherum. Der Landkreis Verden beginnt mit einer Renaturierung der Flussauen, die als Teil des Bundesprogramms Blaues Band gefördert wird. Unter anderem sollen Altarme der Aller wieder mit dem Hauptstrom verbunden und Auen im Sinne einer artenreichen Flora und Fauna wieder hergestellt werden. Sogar Auwälder sollen dabei entstehen. „Das ist eine einmalige Chance“, sagt Thomas Arkenau, Leiter der Naturschutzbehörde in Verden. Die Fördersumme für die nächsten zehn Jahre ist mit annähernd 30 Millionen Euro beträchtlich. Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, übergibt in dieser Woche den Bewilligungsbescheid für das Projekt „Aller-Vielfalt“. Neben dem Landkreis Verden ist der Naturschutzbund Nabu im Boot, der bereits in einer Partnerregion an der Havel Vergleichbares umsetzt. Zusätzlich trägt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) ihren Teil bei, den ehemaligen Verkehrsweg zum Abschnitt des Biotopverbunds Blaues Band Deutschland zu machen. Die Wasserbauer entfernen nicht mehr benötigte Ufersicherung aus Schüttsteinen oder gepflastertem Deckwerk, wodurch der Fluss die Ufer wieder eigendynamisch formen kann. So können flache Buchten entstehen, auf die etwa viele Jungfische angewiesen sind, weil sie nur in durch die Sonne erwärmten Bereichen genügend Plankton und Algen als Nahrung finden. In früherer Zeit spielte die Aller eine ähnlich bedeutende Rolle als Verkehrsweg wie die Weser. Schon im 16. Jahrhundert wurden mit flachen Kähnen Getreide, Metall und andere Güter umgeschlagen. Mit ihren stark schwankenden Wasserständen und dem mäandrierenden Flussbett stellte sich die Aller jedoch als unsicherer Transportweg heraus. „Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde die Schifffahrt auf der Aller mit neuen technischen Möglichkeiten der Dampfschleppschifffahrt revolutioniert“, berichtet eine WSV-Sprecherin. 1907 entschied Preußen, den Fluss von Celle bis zur Leinemündung bei Schwarmstedt auf rund fünfzig Kilometern mit Staustufen auszubauen – in Oldau, Bannetze, Marklendorf und Hademstorf.