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Bewährungsstrafe in Japan für rechte Hand von Ex-Autoboss Ghosn Der frühere Nissan-Top-Manager Greg Kelly bei seiner Ankunft am Tokioter Bezirksgericht am 3. März. Dank einer Bewährungsstrafe darf er nun in die USA ausreisen. (dpa) In Japan ist ein Top-Manager des geflohenen Ex-Nissan-Chefs Carlos Ghosn zu einer Bewährungsstrafe wegen Verstosses gegen Börsenauflagen verurteilt worden. Das Bezirksgericht in Tokio befand den Amerikaner Greg Kelly (65) am Donnerstag für schuldig, Geldbezüge für Ghosn zu niedrig beziffert zu haben. Der Richter verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von sechs Monaten, die für drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt ist. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Gefängnis für den früheren Manager gefordert. Mit dem Urteil kann Kelly nun unverzüglich in die USA zurückkehren. Am 19. November 2018 waren er und sein früherer Chef Ghosn in Tokio festgenommen worden. Während Kelly in Japan blieb, floh Ghosn unter abenteuerlichen Umständen in einem Privatjet nach Beirut. Er war in einer Kiste für Musikinstrumente versteckt gewesen. Zwei an Japan ausgelieferte Amerikaner, die ihm zu seiner spektakulären Flucht verholfen hatten, waren vergangenes Jahr von einem Gericht in Japan zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Der frühere Elite-Soldat Michael Taylor muss zwei Jahre einsitzen, sein Sohn Peter ein Jahr und acht Monate. Die beiden hatten sich vor Gericht schuldig bekannt. Kelly hatten bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis gedroht. Sein Ex-Chef Ghosn hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und sprach von einer Verschwörung bei Nissan gegen ihn. Ghosn hatte einst den Autokonzern vor der nahen Pleite gerettet und die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi geschmiedet. Japan bemühte sich um seine Auslieferung – doch hat es mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen. Wegen der Flucht gibt es keinerlei Aussicht, dass Ghosn in Japan eines Tages der Prozess gemacht werden könnte. Asiens Börsen setzen die Erholung an der Wall Street fort – die Ölpreise steigen weiter koe. Die asiatischen Märkte haben am Donnerstag (3.3.) den positiven Trend von der Wall Street fortgesetzt. Nicht nur Japans und Koreas Börsen legten am Vormittag zu, auch die Handelsplätze Schanghai, Hongkong und Singapur. Aber der Schwung war schwächer als in den USA. Die japanische Wirtschaftszeitung «Nikkei» macht zwei entgegengesetzte Trends für den fehlenden Elan verantwortlich. Zum einen beruhigte der Auftritt von Fed-Chef Jerome Powell vor dem amerikanischen Kongress die Sorgen der Anleger, dass die Notenbank ihre Geldpolitik noch rascher als geplant straffen könnte. Er kündigte an, dass er wie geplant auf der Notenbanktagung in zwei Wochen an einer Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte festhalten und schnell auf neue Entwicklungen reagieren wolle. Zum anderen sorgen sich die Anleger über den raschen Anstieg der Rohstoffpreise und die wachsende Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg. Japans Leitindex, der Nikkei-225, spiegelte die Wirkung dieser widerstreitenden Trends im Verlauf des Vormittags wider. Der Nikkei begann über ein Prozent über dem Schlusskurs des Vortags, bevor die Kurse fielen und erst kurz vor Mittag wieder stiegen. Zur Mittagspause lag das japanische Kursbarometer mit 26.608,21 Punkten noch 0,8 Prozent im Plus. Selbst der Aktienkurs des Autobauers Toyota stieg am Donnerstag. Dabei hatte der Konzern angekündigt, dass er sein Werk in Russland vorübergehend stilllegen und Autoexporte nach Russland ab dem 4. März einstellen werde. Der Kurs des weltgrössten Modekonzerns Fast Retailing, bekannt für seine Marke Uniqlo, sackte hingegen um 0,8 Prozent ab. Denn das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass der Umsatz des Unternehmens in Japan im Februar um 14 Prozent gesunken war. Die Anleihezinsen stiegen wie in den USA wieder, nachdem sie in den vergangenen Tagen deutlich gefallen waren. Die Zinsrate für zehnjährige japanische Staatsanleihen lag am Vormittag mit 0,165 Prozent 0,035 Prozentpunkte über dem Vortag. Allerdings trifft die positive Reaktion der Aktien- und Anleihemärkte auch auf Kritik. Die Strategen der Grossbank ING beispielsweise warnten ihre asiatischen Kunden vor Optimismus: «Die Schlüssel sind derzeit Volatilität und Unsicherheit. Dies wird in naher Zukunft auch so bleiben.» Dennoch drückte sich die leichte Erholung am Aktienmarkt auch im Devisenmarkt aus. Der Yen, der in Zeiten der Unsicherheit oft erstarkt, verlor gegenüber dem Dollar und dem Euro leicht an Wert. In der ersten Handelsstunde stiegen der Dollar und der Euro gegenüber dem Yen um 0,4 Prozent auf 115,59 beziehungsweise 128,28 Yen. Auch der russische Rubel erholte sich nach dem drastischen Fall zu Wochenbeginn um sieben Prozent auf 1145 Yen. Andere wichtige Währungen wie der Franken oder das britische Pfund wurden nahezu unverändert gehandelt. Während die anderen Vermögensklassen ruhig blieben, legte der steigende Ölpreis die unterschwellige Krisenstimmung bloss. Der Preis für ein Barrel Dubai-Rohöl legte wie am Vortag erneut stark auf 112,60 Dollar zu. Auch der Goldpreis stieg in Japan leicht auf 7156 Yen (55,76 Euro). Toyota setzt Produktion in St. Petersburg aus (dpa) Der japanische Autoriese Toyota stellt die Produktion in seinem Werk im russischen St. Petersburg bis auf weiteres ein. Als Begründung gab der Konzern Störungen der Lieferkette an. Die Produktion im Werk in St. Petersburg, wo Toyota vorwiegend für den russischen Markt das SUV-Modell RAV4 und den Camry produziert, werde ab diesen Freitag vorerst gestoppt, gab der Branchenprimus am Donnerstag bekannt. Man beobachte die Lage in der Ukraine, die von Russland militärisch angegriffen wird, mit grosser Sorge um die Sicherheit der Menschen in der Ukraine, erklärte der Autokonzern. Toyotas Fabrik in St. Petersburg hat eine Fertigungskapazität von 100 000 Fahrzeugen pro Jahr. Die Verkaufsgeschäfte und die Produktion im übrigen Europa seien davon nicht betroffen, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Toyota lässt seit 2007 in Russland Autos bauen. Im vergangenen Jahr belief sich der Ausstoss auf rund 80 000 Fahrzeuge. Mercedes und H&M: Weitere Firmen stellen den Verkauf in Russland ein Mercedes stoppt den Export nach Russland – eine Aufnahme aus Moskau. (dpa) Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine zieht Mercedes-Benz Konsequenzen und stoppt Exporte nach Russland sowie die Fertigung dort. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend (2.3.) in Stuttgart mit. Zuvor hatten bereits mehrere andere deutsche und weitere westliche Konzerne ihren Rückzug vom russischen Markt verkündet. Auch der weltgrösste Lastwagenbauer Daimler Truck hat seine Aktivitäten in Russland inklusive der Kooperation mit dem Panzerwagen-Hersteller Kamaz vorerst eingestellt. Gleichentags teilte auch der schwedische Moderiese H&M mit, dass er bis auf Weiteres seinen Verkaufsbetrieb in Russland einstelle. Die Filialen in der Ukraine seien mit Blick auf die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern bereits geschlossen worden. Zur H&M-Gruppe zählen neben der Modekette Hennes & Mauritz auch weitere Marken wie COS, Weekday und Arket.