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Kiew und die Suche nach Normalität im Krieg

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Rund 2,5 Millionen Menschen leben in Kiew. Im ersten Sommer seit dem Kriegsbeginn pendelt die Hauptstadt wie das ganze Land zwischen Gegensätzen. In den Vororten ergibt sich derweil ein anderes Bild.
Erstellt: 30.07.2022, 11:07 Uhr
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Rund 2,5 Millionen Menschen leben in Kiew. Im ersten Sommer seit dem Kriegsbeginn pendelt die Hauptstadt wie das ganze Land zwischen Gegensätzen. In den Vororten ergibt sich derweil ein anderes Bild.
Kiew – Wer dieser Tage durch Kiew geht, kann schnell vergessen, dass Krieg herrscht. Sind die Kontrollen mit Soldaten, Panzersperren und Sandsackverschlägen an den Stadtgrenzen erst mal passiert, präsentiert sich die ukrainische Hauptstadt fast wie vor dem russischen Angriffskrieg.
Menschen flanieren durch die Straßen und essen Eis, in Cafés treffen sich Jung und Alt, in Parks spielen Kinder neben picknickenden Eltern. Es scheint ein wenig so, als würden viele der rund 2,5 Millionen Kiewer die seit dem 24. Februar andauernde Invasion im städtischen Alltag am liebsten ignorieren – selbst wenn wieder einmal die Sirenen stundenlang vor drohenden Luftangriffen warnen. Eine Spurensuche in einer Stadt der Gegensätze.
„Was sollen wir machen, uns wegen Putin weinend im Keller verschanzen? Dürfen wir nicht mehr lachen?“, kontert eine junge Ukrainerin auf die für sie offenkundig überraschende Frage nach ihrer Angst im Alltag. Die Frau, die nach eigenen Angaben in Kiew studiert, wartet in einer Einkaufsstraße unweit des Olympiastadions auf ihre Freunde und gibt sich betont gelassen. Spätestens wenn die Ukrainer aus Angst nicht mehr vor die Tür gingen, hätten die Russen gewonnen. „Sie greifen unsere Freiheit an, also zeigen wir ihnen, dass sie zwar das Land angreifen können, aber niemals unseren Freiheitsdrang.“
Angesichts solcher Worte wundert es nicht, dass der Alltag in Kiew nur dann und dort ausbremst wird, wenn etwa die Sirenen vor Raketen warnen.

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