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"Ich komme mit einem Messer" – Amir Tataloo-Fans bedrohen Kritiker des Rappers mit dem Tod

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Der iranische Rapper Amir Tataloo will in wenigen Wochen ein Konzert in Nordrhein-Westfalen geben. Seine Kritiker werden im Vorfeld von seinen Fans mit dem Tod bedroht.
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Der iranische Rapper Amir Tataloo will in wenigen Wochen in Nordrhein-Westfalen ein Konzert geben. Aktivisten kritisierten das, weil er dem Regime im Iran nahesteht. Nun werden sie mit dem Tod bedroht.
Wenn man Mina Ahadi erreichen will, muss man das genau absprechen. “Ich gehe sonst wegen der vielen Drohanrufe nicht mehr ans Telefon”, sagt die iranische Frauenrechtsaktivistin und Gründerin des Zentralrats der Ex-Muslime. Ahadi hat viele Feinde, schon mehrfach stand sie in der Vergangenheit deshalb unter Polizeischutz. Doch ein solches Ausmaß an Drohungen wie aktuell habe sie noch nicht erlebt. An manchen Tagen erreichten sie stündlich Anrufe von ihr unbekannten Nummern.
Der Grund: Ahadi hat sich gegen das Konzert eines prominenten Rappers in Oberhausen ausgesprochen, der sich zu seiner Treue zum islamistischen Regime in Teheran bekennt. Bis er auf Instagram gesperrt wurde, folgten Amir Tataloo auf der Plattform mehr als vier Millionen Menschen, für seine Fans ist er ein Star. Jetzt aber werden Ahadi und mindestens 13 weitere Iranerinnen und Iraner von ebenjenen Fans und dem Veranstalter des Konzerts bedroht. Die Aktivisten warnen deshalb die Politik vor einer Gewalteskalation, sollte das Konzert tatsächlich stattfinden.
t-online hat mit einigen Betroffenen gesprochen, Screenshots der Bedrohungen und Beleidigungen liegen der Redaktion aus dem Persischen übersetzt vor. Sie zeugen von Frauenhass, Vergewaltigungs- und Morddrohungen gegen Iranerinnen und Iraner, die sich gegen das islamistische Regime in Teheran stellen – vor allem aber gegen jene, die sich in Deutschland öffentlich gegen den Auftritt Tataloos positioniert haben.
Tataloo soll am 28. Oktober in der Rudolf Weber Arena in Oberhausen auftreten. Ein Großteil der 13.000 Plätze ist bereits ausgebucht. Doch geht es nach Ahadi, sollten all diese Fans gar nicht erst anreisen, gemeinsam mit anderen Iranerinnen will sie das Konzert verhindern: In einer Petition fordert sie von der Stadt Oberhausen, den Auftritt abzusagen. Mehr als 63.000 Menschen haben bereits unterschrieben.
Ahadis Begründung: Tataloos “beleidigende und herabwürdigenden Äußerungen gegenüber Frauen, insbesondere gegenüber den Frauen der ‘Frau Leben Freiheit’-Bewegung im Iran”. Auch beschuldigen sie ihn, Minderheiten zu diffamieren: “Seine Aussagen sind frauen- und menschenfeindlich”, schreiben sie.
Mina Ahadi lebt in Köln und ist Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime und Gründerin des Internationalen Komitees gegen Steinigung. Mit ihrem Protest gegen die Schah-Monarchie und später gegen die Islamische Republik setzte sie sich für Menschen- und Frauenrechte ein. Die Justiz des Regimes im Iran verurteilte sie dafür in ihrer Abwesenheit zum Tode.
Amir Tataloo stammt aus dem Iran, heißt mit bürgerlichem Namen Amir Hossein Maghsoudlou – und lässt sich leicht als ambivalente Person bezeichnen. Immer wieder ist er in der Vergangenheit mit seiner Nähe zum islamistischen Regime im Iran aufgefallen.
Was dazu kaum zu passen scheint: Gerade zu Beginn seiner Karriere rappte er zugleich über Themen, die im Iran streng bestraft werden – etwa die Gleichberechtigung von homosexuellen Paaren. Auch dürfte seine Lebensweise, die er in den sozialen Medien präsentiert, nicht mit den strengen Vorschriften des Regimes vereinbar sein. Regelmäßig zeigt er sich dort, wie er seine Partnerin in unterwürfigen Positionen hält, postet Fotos von sich, die auf einen eher westlichen Lebensstil schließen lassen. Zudem musste sich Tataloo mehrfach wegen Drogendelikten verantworten.
Doch es gibt auch einen anderen Tataloo. Einen, der in den sozialen Medien das Mullah-Regime verteidigt und sich in seinen Liedern für den Kopftuchzwang für Frauen und Mädchen ausspricht. Und er schien gute Verbindungen in die iranische Politik zu haben: Ein Bild zeigt Tataloo – damals noch mit weniger Tätowierungen auf seinem Körper – mit Ebrahim Raisi, dem heutigen Präsidenten des Landes. Schon vor seinem Amtsantritt galt dieser als Hardliner, als früherer Justizchef ließ er Hunderte Regimekritiker auf den Straßen des Iran erhängen.
Tataloo aber hielt das offenbar nicht davon ab, ihn im Wahlkampf zu unterstützen, im Gegenteil: Der Rapper vertritt die Linie des islamistischen Regimes, das zeigt sich teils auch in seiner Musik. 2015 kooperierte er etwa für einen Song mit der Revolutionsgarde, der Armee des Regimes.
Das Video zu “Energey Hasteei” entstand zu einer Zeit, in der sich die Atomverhandlungen des Westens mit Teheran in einer Hochphase befanden. Auf einem Kriegsschiff besingt er darin die Macht der Revolutionsgarde und das angebliche Recht des islamistischen Regimes auf Atomwaffen.
Zum Jahrestag der aktuellen Proteste im Iran postete er zudem eine Stellungnahme auf seinem YouTube-Kanal, in der er die Gewalt des islamistischen Regimes verteidigt, das Hunderte Menschen auf der Straße erschießen ließ. Die getötete Jina Mahsa Amini bezeichnet er darin als “Hure”, die “so dumm war, dass sie sich wegen des Hidschabs umbringen ließ”.
Das Gesetz des islamistischen Regimes besage, dass sie einen Hidschab hätte tragen müssen, so Tataloo.

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