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Im Sommer 2010 gehörte ich zu einem kleinen Team beim “Spiegel”, das auf einmal ungeheure Datenmengen sichten durfte, die uns erst überforderten, dann erstaunten, schließlich entsetzen: die Wikileaks-Dokumente. Sie zeigten auf, was Mächtige verheimlichen wollten, etwa, wie der Krieg im Irak und in Afghanistan wirklich lief, sie enthüllten Menschenrechtsverletzungen und sehr dunkle Geheimnisse, von denen die meisten leider bis heute nicht juristisch aufgearbeitet wurden.
Es war sehr gut, dass diese Dokumente an die Öffentlichkeit gekommen sind, und alle Argumente der damaligen US-Regierung, die Veröffentlichung lasse die Hände von Journalisten “blutig” werden, haben sich als Regierungspropaganda erwiesen. Mehr denn je galt in diesem Fall der Satz, den sich Medien wie die “Washington Post” sogar als Motto gegeben haben: Democracy dies in darkness – wenn uns die Mächtigen im Dunkeln tappen lassen, geht die Demokratie unter.
Freilich wurde während der Recherchen auch rasch klar: Julian Assange, der diese Informationen maßgeblich an die Öffentlichkeit brachte, war kein Heiliger.