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„In diesem Haus arbeiten Nazis, sagte er“: Ex-Botschafterin schildert Abgründe in Putins Russland

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Die Estin Marina Kaljurand war Botschafterin in Russland. Mit Unbehagen erinnert sie sich an eine Begegnung mit Putin – und Straßenszenen in Moskau.
Stand: 23.11.2024, 22:11 Uhr
Von: Florian Naumann
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Auf 25 Jahre Diplomatie blickt die Estin Marina Kaljurand zurück – auch als Botschafterin in Russland. Mit Unbehagen erinnert sie sich an eine Begegnung mit Putin.
Brüssel – Marina Kaljurand war Außenministerin Estlands – und Botschafterin des baltischen Landes in Russland und den USA. Bei einem Gespräch mit IPPEN.MEDIA in Brüssel teilt die Europaparlamentarierin ihre Erinnerungen an das Diplomatenleben in Russland und eine eigentümliche Begegnung mit Wladimir Putin. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und Donald Trumps neue Präsidentschaft hat sie klare Ratschläge und Forderungen.
Frau Kaljurand, Sie waren von 2005 bis 2008 Estlands Botschafterin in Russland und in den frühen 10er-Jahren in den USA – das waren sicher schon damals zwei sehr unterschiedliche Jobs.
Die Situationen waren natürlich völlig verschieden. Aber ich muss dazu sagen: Meine Regierung und ich waren Russland gegenüber niemals naiv. 2007 gab es Cyberattacken auf Estland, die ersten überhaupt eines Staates auf einen anderen. 2008 folgte der Krieg in Georgien, später die Krim, die Ostukraine und so weiter, und so fort. Dem Kreml ging es stets um die Wiederherstellung des russischen Imperiums, in der einen Form oder der anderen. Nur die Methoden haben sich geändert. Damals waren sie etwas raffinierter. Wenn mich im Jahr 2005 jemand gefragt hätte, ob der Ukraine-Krieg denkbar ist: Ich hätte nicht gedacht, dass Russland so weit geht.
Welche Rolle haben die EU und ihre Mitglieder in dieser Entwicklung gespielt?
Die EU hat viele Fehler gemacht. Wir sind nach dem Georgien-Krieg 2008 zu „Business as Usual“ zurückgekehrt. Dasselbe nach der Besetzung der Krim. Dadurch hat die russische Diktatur mehr Macht und mehr Selbstbewusstsein gewonnen. Nun ist das ein aggressiver Staat, ein aggressives Regime. Heute gibt es keinen estnischen Botschafter in Moskau mehr – das ist in einem Land, das einen Krieg begonnen hat, auch nicht mehr möglich.
Gibt es denn trotzdem Raum für Diplomatie mit Russland? Für die Suche nach Frieden im Ukraine-Krieg?
Es gibt keinen anderen Weg, als Russland zur Verantwortung zu ziehen. Sie kommen aus Deutschland – können Sie sich vorstellen, dass jemand nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hitler verhandelt hätte? Die Situation ist heute dieselbe. Jemand, der einen Krieg begonnen hat, kann nicht am Verhandlungstisch sitzen, wenn über einen nachhaltigen Frieden verhandelt wird. Frieden kann es nur zu für beide Seiten akzeptablen Bedingungen geben; für Russland und die Ukraine. Aber ohne Putin und das Kreml-Regime am Tisch.
Ist das in Russland denkbar?
Das ist für die Russen sogar sehr wichtig.

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