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Wohllebens Anwälte keilen gegen alle

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Am 425. Verhandlungstag im NSU-Prozess bezichtigt die Verteidigerin von Ralf Wohlleben die Richter erneut der Befangenheit. Und von der Tribüne grüßen Neonazis.
Die Stimme klingt spöttisch klagend. Nicole Schneiders redet, als habe sie es mit lauter verbohrten Menschen zu tun, die ja doch nicht zu belehren sind. „Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich überhaupt einen Schlussvortrag halten soll“, sagt die Verteidigerin des Angeklagten Ralf Wohlleben am Dienstag zu Beginn ihres Plädoyers im NSU-Prozess. Aus Sicht der Anwältin steht das Urteil gegen ihren Mandanten schon lange fest, auch wegen der „medialen Vorverurteilung“. So sieht sich Schneiders berechtigt, kräftig auszuteilen. Ein Plädoyer als Anklage.
Der 425. Tag in dem Jahrhundertprozess am Oberlandesgericht München bietet wieder schrille Momente. Schneiders attackiert die Bundesanwaltschaft, den Verfassungsschutz, die Presse, den Mitangeklagten Carsten S. und dessen Anwälte – und am heftigsten die Richter. „Sie meinen, Sie seien nicht befangen? Befangener geht’s doch gar nicht“, die Stimme ist jetzt eine Oktave höher. Schneiders und die Co-Verteidiger Olaf Klemke und Wolfram Nahrath haben den 6. Strafsenat mit Befangenheitsanträgen überzogen wie niemand sonst im Prozess. Ohne Erfolg. Die Konfliktstrategie der Anwälte Wohllebens ist gescheitert.
Der 43-Jahre alte Neonazi sitzt trotz aller Manöver seit November 2011 in Untersuchungshaft und wird vermutlich hart verurteilt. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, die Beschaffung der Mordwaffe Ceska 83 dirigiert zu haben. Mit der Pistole hatten die Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos neun Migranten türkischer und griechischer Herkunft erschossen.
Für die Ankläger ist Wohlleben schuldig, Beihilfe zu neunfachem Mord geleistet zu haben. Der Rechtsextremist und seine szenenahen Verteidiger bestreiten den Vorwurf vehement. Bundesanwalt Herbert Diemer hat im September 2017 in seinem Plädoyer zwölf Jahre Haft für Wohlleben gefordert. Das sei „schuld- und tatangemessen“.
Wohlleben war einer der führenden Köpfe der rechten Szene in Thüringen. Der Mann aus Jena inszenierte Rechtsrock-Festivals und brachte es in der NPD zum Vizechef des Landesverbands.

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