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Er war der Herr über die Bilder

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Er drehte genauso mit Fassbinder wie mit Scorsese: Der Kameramann Michael Ballhaus ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Stefan Stosch.
Auf den entscheidenden Unterschied zwischen seiner Arbeit in Deutschland und in Hollywood hat Michael Ballhaus gern hingewiesen: „In Deutschland war ich ein Kameramann, in Amerika sagten sie: Director of Photography, was nicht nur anders klang, sondern etwas anderes bedeutete“, so Ballhaus im Gespräch. Das Ergebnis aber war dasselbe, egal ob hier oder in den USA: Michael Ballhaus war der Herr über die Bilder.
Das bewies er in allein 15 Filmen mit Rainer Werner Fassbinder, der gerne schier Unerfüllbares verlangte. Daraus entstand die berühmte 360-Grad-Kamerafahrt um Karlheinz Böhm und Margit Carstensen im Ehedrama „Martha“ (1974), später Ballhaus‘ Markenzeichen. Auch wenn Fassbinder ihn provozieren wollte, und das wollte er oft: Ballhaus blieb ruhig und fand eine Lösung. Er wollte sich nicht einfangen lassen von dem Menschenmanipulator, und er schaffte den Absprung in die USA. Da war er beinahe 50.
Richtig kam Ballhaus in Amerika erst dank Martin Scorsese an – der zweite entscheidende Regisseur in seinem Leben. Scorsese steckte damals in einem beruflichen Tief. Niemand wollte ihm nach dem „King of Comedy“-Flop ein größeres Budget anvertrauen. Nun schickte er sich an, mit „Die Zeit nach Mitternacht“ einen kleinen, schnellen Nachtfilm zu drehen: 14 bis 16 Einstellungen pro Tag verlangte das Budget, üblicherweise gelangen Scorsese gerade fünf.
Und wie reagiert Ballhaus? „Ich sagte, das sei zu schaffen. Scorsese schaute, staunte, und wenn er mir damals nicht geglaubt hat, dann konnte er das gut verbergen“, schrieb Ballhaus in seiner Autobiografie.

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