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Botschafter für verlorenes Land: Die Neuerfindung afghanischer Teppiche

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Die Teppichindustrie ist einer der größten legalen Arbeitgeber in Afghanistan. Aber viele Zentren des Handwerks liegen in derzeit schwer umkämpften Gegenden der Taliban. Einige neue Initiativen bemühen sich um den Erhalt der weltweit bekannten Teppichkunst.
Die Teppichindustrie ist einer der größten legalen Arbeitgeber in Afghanistan. Aber viele Zentren des Handwerks liegen in derzeit schwer umkämpften Gegenden der Taliban. Einige neue Initiativen bemühen sich um den Erhalt der weltweit bekannten Teppichkunst.
Ende November gab der berühmteste Teppichhändler von Kabul auf. Sein Laden auf der Hühnerstraße in Kabul, die mit Dutzenden von Teppich- und Antiquitätenläden schon in den 1960er Jahren Touristen angelockt hat, bleibt geschlossen. Zuletzt saß Wahid Abdullah jede Woche tagelang alleine in seinem Laden. Jetzt öffnet er bald ein Geschäft in der Türkei.
Teppiche aus Afghanistan – das hat einen besonderen Klang. Dutzende Stämme machen dort schon seit vielen Jahrhunderten Teppiche. Die kommen zumeist in Rot- und Erdtönen daher und fast ausschließlich mit geometrischen Mustern. “Einige – wie die eckigen Elefantenfüße, die Filpai, sind berühmt geworden”, sagt Wahid Abdullah. Afghanistan sei außerdem “das letzte große Herstellungsland, in dem es noch einen riesigen Pool von hoch qualifizierten Knüpfern gibt, die Teppiche von Hand machen”, sagt Reto Aschwanden von der Fair-Trade-Organisation Label Step. Sie hilft Importeuren von handgemachten Teppichen, ethische Standards einzuhalten. “In vielen anderen Teppichländern wie im Iran oder Indien werden es immer weniger, weil dort die Wirtschaft anzieht und die jungen Leute lieber im Büro arbeiten.”
Teppichmachen ist ein Arme-Leute-Beruf. Je nachdem, wen man fragt, gibt es eine Million oder sogar 1,5 Millionen Teppichknüpfer und -weber in Afghanistan, das geschätzt um die 30 Millionen Einwohner hat. Die meisten sind Frauen. Die Teppichindustrie, so steht es in einem Papier des Handelsministeriums aus dem Jahr 2012, ist der zweitgrößte legale Arbeitgeber im Land nach der Landwirtschaft (der allergrößte, außerdem illegal, ist die Drogenindustrie).

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