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Der Soundtrack zu den Kanzlerkandidaten Martin Schulz und Angela Merkel

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NewsHubMartin Schulz singt gern und oft. Französische Chansons gehören nach eigenem Bekunden dazu, ruhig auch mal Mundart-Hits wie die der Kölner Gruppe “Bläck Fööss”. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel? Von ihr sind derlei Vorlieben nicht bekannt, auch wenn sie etwa beim traditionellen Besuch der Sternsinger im Kanzleramt stets text- und tonlagensicher ist. Der machtbewusste Gemütsmensch gegen die analytisch-kühle Physikerin: Im Bundestagswahlkampf werden zwei völlig unterschiedliche Personen aufeinanderprallen.
Dabei hatten Angela Merkel und ihr Herausforderer Martin Schulz während seiner Zeit als Präsident des Europaparlaments stets einen guten Draht. Ob Brexit, Türkeipolitik oder Flüchtlingskrise – die beiden kommunizierten vertraulich, verlässlich, präzise. Eine SMS genügte, und kurz darauf folgte ein Telefonat. Sie redeten nie schlecht übereinander. Denn auch inhaltlich, etwa in den vielen Fragen der Europapolitik, waren sich die deutsche Kanzlerin und der Vorsitzende des EU-Parlaments mit seinen 751 Sitzen häufig einig. Die einzige echte Meinungsverschiedenheit aus diesen Zeiten: Der Umgang mit den Euro-Krisenstaaten. Merkel drängte immer auf eine Sparpolitik in Ländern wie Griechenland, Portugal oder Irland und darauf, dass die Schulden nicht vergemeinschaftet werden sollten. Schulz hingegen warb für Eurobonds, was eine Verteilung der Schulden auf die EU-Mitglieder bedeutet hätte. Doch diese Debatte erklärte Schulz mit dem Verweis auf die Euro-Rettungssysteme jüngst für abgehakt.
Auch in der Flüchtlingsfrage und im Streben nach einem europäischen Zusammenhalt haben sie an einem Strang gezogen. Schulz mahnte mehr Solidarität bei der Verteilung von Flüchtlingen an, zieht dafür auch Sanktionen bei der EU-Finanzplanung gegen unsolidarische Mitgliedstaaten in Betracht. Ähnliche Äußerungen waren auch schon von Merkel zu vernehmen. Und gegenüber Russland nahm Schulz als Europapolitiker eine kritischere Haltung als die Mehrheit in der SPD ein. Auch da liegt er mit der Kanzlerin auf einer Linie.
17-Stunden-Verhandlungen gewinnt Merkel
Was beiden auf internationalem Parkett außerdem zugutekam: ihre ausgeprägte Hartnäckigkeit in politischen Verhandlungen, ihre Beharrlichkeit und ihr Sitzfleisch. Merkel stellte das in zähen Gesprächen mit den schwierigen Koalitionspartnern Horst Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) ebenso unter Beweis wie in der Ukraine-Krise, als es um die so wichtigen Minsker Abkommen ging.

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