Fatih Akin ist dem amerikanischen Kino der Leidenschaften sehr nahe. Daher wundert es nicht, dass er für sein NSU-Rachedrama “Aus dem Nichts” einen Golden Globe bekam.
Die Chemie stimmte wohl einfach. Fatih Akins wuchtiger Politthriller Aus dem Nichts hat die Herzen der Mitglieder der Foreign Press Association, die Golden Globes vergeben, erobert. Die zweitwichtigsten Filmpreise Hollywoods gelten als wichtiges Barometer für die Verleihung der Oscars wenige Wochen später. Nach dem Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film ist es sehr wahrscheinlich, dass Aus dem Nichts es von der aktuellen Liste der neun vornominierten in die Auswahl der fünf tatsächlich Nominierten für den “Auslandsoscar” schafft.
Akins NSU-Drama hat die Zeichen der Zeit in allen Facetten perfekt getroffen: Traditionell gehen europäische Filme, die Nationalsozialismus und Antisemitismus thematisieren, bei amerikanischen Preisverleihungen mit einem Bonus ins Rennen: Zu den Oscar-Gewinnern zählten in der Vergangenheit etwa Mephisto von István Szabó, Das Leben ist schön von Roberto Benigni, Die Fälscher von Stefan Rutzowitzky, Son of Saul von László Nemes und zuletzt bei den Golden Globes Michael Hanekes Das weiße Band. Dass in Aus dem Nichts auch noch eine starke, kämpferische Frau im Zentrum steht, die gegen das Rechtssystem rebelliert, trifft in den Monaten nach der Weinstein-Affäre und der MeToo-Debatte den Nerv der Zeit. Und schließlich brachte Diane Kruger in ihrer ersten deutschsprachigen Rolle auch noch den nötigen Hollywood-Glamour mit.
Ein politischer Thriller, dessen Fiktion Bezüge zur Wirklichkeit der NSU-Morde hat: Vor allem von deutschen Kritikern wurde Aus dem Nichts nach der Premiere auf dem Filmfestival von Cannes vorwiegend kritisch besprochen.