Alexander Zverev war im Halbfinale des Tennis-Masters in Shanghai gegen Novak Djokovic chancenlos. Dennoch darf der Hamburger insgesamt zufrieden sein – er hat sich für die ATP-Finals qualifiziert.
Nach nur 48 Minuten Spielzeit ließ sich schon erahnen, welchen Ausgang das Halbfinale beim Tennis-Masters in Shanghai zwischen dem Hamburger Alexander Zverev und dem serbischen Wimbledon- und US-Open-Champion Novak Djokovic nehmen würde. Aus Verärgerung über sein fehlerhaftes Spiel im Allgemeinen und seinen Aufschlagverlust zum 1:3 im zweiten Satz im Besonderen schleuderte Zverev seinen Schläger wutentbrannt zu Boden. Das Racket war danach hinüber. Der 21 Jahre alte Norddeutsche machte aus dieser Situation noch das Beste, warf den Schläger mit kontrolliertem Tempo ins Publikum und machte so einen Zuschauer glücklich.
Für Zverev wurde dieser Moment nicht zu einem Wendepunkt. Es war nur eine bittere Zwischenstation in einem Spiel, das für ihn zu einer Lehrstunde geriet. Deutschlands bester Tennisspieler verpasste am Sonnabend durch eine ganz schwache Leistung, die nach exakt einer Stunde zu einem 2:6,1:6 führte, deutlich den Einzug in sein viertes Masters-Endspiel in diesem Jahr. Djokovic entschied mit seinem vierten Matchball die einseitige Partie. “Ich war hier im Halbfinale, zum fünften Mal bei einem Masters in dieser Saison, und darüber bin ich sehr glücklich. Es gibt immer noch positive Dinge, und es kommen noch große Turniere”, sagte Zverev. Und obendrein sei ja Djokovic “der im Moment beste Spieler der Welt”.
Der Norddeutsche, der 2018 das Masters-Turnier von Madrid gewonnen und in Miami sowie Rom im Endspiel gestanden hatte, darf mit der Woche in der chinesischen Megametropole trotz der erhaltenen Lehrstunde zufrieden sein. Immerhin hatte er schon durch den Einzug ins Halbfinale die Qualifikation für die ATP-Finals vom 11. bis 18. November in London perfekt gemacht. “Es ist toll, wieder ein Teil der besten Acht zu sein. Jeder hat dieses Ziel am Beginn der Saison”, sagte der Weltranglisten-Fünfte schon vor dem Semifinale: “Es ist eines der prestigereichsten Events, das wir haben. Allein schon dabei zu sein, ist eine Ehre. Es ist nahe dran, oder gleichwertig, zu einem Grand-Slam-Sieg.”
Für Zverev wird es die zweite Teilnahme am Saisonfinale nach 2017 sein. Dort war er nach zwei Niederlagen in drei Gruppenspielen ausgeschieden. Bislang haben sich für die Abschlussveranstaltung der ATP-Tour bereits der Weltranglistenerste Rafael Nadal (Spanien), US-Open-Finalist Juan Martin del Potro (Argentinien), Djokovic und Federer qualifiziert.
Alexander “Sascha” Zverev formuliert seine sportlichen Ziele schon früh ganz klar: “Mein Traum ist es, irgendwann einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.”
Gute Gene hat er jedenfalls geerbt: Zverev wird 1997 in Hamburg in eine tennisbegeisterte Familie geboren: Sein Vater Alexander senior (l.) und Mutter Irina (r.) haben selbst Tennis gespielt. Sein zehn Jahre älterer Bruder Mischa (2.v.l.) ist ebenfalls Tennis-Profi.
Im Jahr 2013 schafft Zverev den Durchbruch: Er gewinnt die ITF-Turniere in Beaulieu-sur-Mer und in Mailand (Foto).
Dann tritt er im Junioren-Wettbewerb der French Open in Paris an. Obwohl Sand nicht gerade sein Lieblingsbelag ist, zieht er überraschend ins Endspiel ein.
Dem Chilenen Christian Garrin (r.) kann er dort nicht Paroli bieten. Der schlaksige Hamburger verliert sein erstes Grand-Slam-Endspiel mit 4:6,1:6, klettert danach aber bis auf Platz zwei der Junioren-Weltrangliste.
Eine große Stunde schlägt für Zverev im Juli beim Turnier am Hamburger Rothenbaum. Turnierdirektor Michael Stich gibt dem Talent eine Wildcard.
Zverev ist überglücklich, dass er 2013 in seiner Heimatstadt sein Debüt auf der ATP-Tour feiern darf. Die Erstrundenniederlage gegen den Spanier Roberto Bautista Agut ist einkalkuliert und schnell abgehakt.
Der Aufsteiger – inzwischen 1,95 Meter groß – ist auch bei den Medien ein gefragter Gesprächspartner.