Seit Jahrzehnten gehören die Suburbs – die Vorstädte – zu den Hochburgen der Republikaner. Doch das könnte sich jetzt ändern. Denn Trump treibt vor allem Wählerinnen zu den Demokraten – und gefährdet so seine Wiederwahl. Von Julian Heißler.
Seit Jahrzehnten gehören die Suburbs – die Vorstädte – zu den Hochburgen der Republikaner. Doch das könnte sich jetzt ändern. Denn Trump treibt vor allem Wählerinnen zu den Demokraten – und gefährdet so seine Wiederwahl. An den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, kann sich Kim Daugherty noch genau erinnern. Es war im Sommer vor zwei Jahren, als Bilder von der amerikanisch-mexikanischen Grenze um die Welt gingen. Damals hatte die Trump-Administration Kindern von undokumentierten Einwanderern von ihren Eltern getrennt, sie zeitweise in Käfige in Grenzstationen gesteckt, um Asylbewerber abzuschrecken. Ein Aufschrei ging durchs Land, auch Familienanwältin Daugherty war empört. Und sie entschied sich, etwas zu tun. “Seitdem bin ich politisch viel aktiver”, sagt sie. Seither macht Daugherty Wahlkampf für die Demokraten in ihrer Heimat Fauquier County im US-Bundesstaat Virginia – am äußersten Rand der Vororte von Washington, DC. Es ist eine Region, in der es Daughertys Partei in der Vergangenheit sehr schwer hatte. Zwar befindet sich der Landkreis noch im Einzugsbereich der liberalen Hauptstadt, doch das Lebensgefühl ist zunehmend ländlich. Die Städte sind kleiner als im direkten Umkreis von Washington, die Straßen schlechter, die Einstellung der Bevölkerung tendenziell konservativer. Die Blue Ridge Mountains mit ihren freilaufenden Schwarzbären sind näher als das Weiße Haus. Wahlen gewinnen hier traditionell die Republikaner. Doch am 3. November könnte sich das ändern. Mächtiges Fundament Denn in den Vorstädten regt sich etwas – auch in Fauquier County. Über Generationen waren die Suburbs die eigentliche Heimat des amerikanischen Konservatismus. Als Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr Schwarze die Südstaaten verließen in die Städte des Nordens zogen, flüchteten große Teile der weißen Mittelschicht vor die Tore der Metropolen. Über Jahrzehnte kamen dort, zwischen freistehenden Einfamilienhäusern mit gepflegten Grünflächen, die Botschaften der Republikaner gut an: ein zurückhaltender Staat, niedrige Steuern, starkes Militär, Schutz vor Kriminalität. Potenzielle Zuzügler aus Minderheiten wehrten die Suburbs lange Zeit mit stadtplanerischen Kniffen ab. So entstanden Enklaven hervorragend ausgebildeter, gutverdienender und vor allem weißer Wählerinnen und Wähler, die schon allein demografisch das mächtige Fundament der republikanischen Partei bildeten.