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Wie kann eine langfristige Strategie gegen das Corona-Virus aussehen?

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Die bisherigen Corona-Maßnahmen gelten bis zum 14. Februar. Und danach? Sieben Experten erklären, wie sie sich eine langfristige Corona-Strateige vorstellen.
In der Corona-Krise …

Plus Die bisherigen Corona-Maßnahmen gelten bis zum 14. Februar. Und danach? Sieben Experten erklären, wie sie sich eine langfristige Corona-Strateige vorstellen. In der Corona-Krise mischt sich der Staat in Lebensbereiche ein, in denen er sonst nichts zu suchen hat: Ob zwei oder drei Menschen zusammen auf einer Parkbank sitzen, die Frage, wie viele Verwandte zusammen Weihnachten feiern, ob wir verreisen oder zuhause bleiben. All das geht die Behörden in normalen Zeiten nichts an. Doch seit einem Jahr schränkt die Regierung die Freiheitsrechte ihrer Bürger massiv ein. Das Ziel ist, die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen. Dafür aber müssen die Bürger die Sinnhaftigkeit der einzelnen Maßnahmen nachvollziehen können. Doch die Ratschläge und Meinungen von Experten, die auf die Politik einprasseln, sind nicht nur vielstimmig, sondern bisweilen auch widerstrebend. Schulen auf – Schulen zu. Wirtschaft runterfahren – Wirtschaft wieder öffnen. Virologen argumentieren anders als Ökonomen, Schulexperten anders als Statistiker. Was herauskommt ist oft ein politischer Kompromiss. Um den wird es auch gehen, wenn sich der Blick langsam auf eine längerfristige Strategie im Kampf gegen Corona richtet. Bei der nächsten Sitzung der Ministerpräsidenten soll es um Perspektiven gehen. Doch wie könnten die aussehen? Wie müssen wir die kommenden Wochen und Monate gestalten, um die Krise möglichst gut bewältigen zu können? Sieben Experten blicken auf diese Herausforderung. Ethikerin Christiane Woopen: Technologie statt Lockdown und viel mehr Tests für freies Leben „Im Moment werden 100 Prozent der Bevölkerung enorme Eingriffe in ihre Grundrechte zugemutet, damit weniger als derzeit ein Prozent andere nicht anstecken. Das ist angesichts der wohl deutlich höheren Infektiosität des mutierten Virus aus England richtig, aber ein Lockdown kann keine Dauerlösung sein, wenn mit vorhandenen Technologien ein freies Leben ermöglicht werden könnte. Diese Technologien würden zudem nachhaltig zur Vermeidung eines dritten Lockdowns beitragen. Grundrechte können in einer epidemischen Notlage nationaler Tragweite eingeschränkt werden, wenn sie mit anderen hochrangigen Gütern wie Gesundheit und Leben konfligieren. Aber Freiheitseinschränkungen müssen befristet sowie verständlich kommuniziert und gut begründet werden. Die Politik sollte alles dafür tun, sie der Gesellschaft möglichst kurz aufzubürden.. Es wird angesichts etlicher Unwägbarkeiten zudem wohl nicht ausreichen, bis zur wiederhergestellten Infektionskettennachverfolgung durch die Gesundheitsämter im Lockdown auszuharren und auf die wärmere Jahreszeit sowie auf die Herdenimmunität nach ausreichender Impfung der Bevölkerung zu warten. Das kann dramatisch schiefgehen. Stattdessen wäre es möglich, eine erhebliche Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern innerhalb weniger Wochen zu testen. Dies könnte mit Schnelltests etwa in leerstehenden Impfzentren, Hotels, Restaurants, Messehallen und in Fabriken sowie Unternehmen noch während des jetzigen Lockdowns erfolgen. Infektionsketten könnten frühzeitig abgebrochen werden und die Inzidenz würde schneller sinken. Um den Erfolg zu sichern und nach einer schrittweisen Aufhebung des Lockdown eine niedrige Inzidenz zu bewahren oder sie gar Richtung 0 zu senken, könnte man eine flächendeckende Teststrategie etablieren, einschließlich täglich selbst anwendbarer Schnelltests. In größeren Unternehmen und in Bildungseinrichtungen – perspektivisch sogar bevölkerungsweit – könnte man zudem mit datenschutzkonformer Technologie nach und nach eine tagesgleiche Infektionskettennachverfolgung etablieren und die Gesundheitsämter entlasten. Die technologischen Systeme dafür gibt es. All das erfordert das Mitmachen der Bevölkerung – aber wer ist nicht froh einen Beitrag dazu leisten zu können, das Virus los zu werden ohne zu Hause zu bleiben und Kontakte vermeiden zu müssen? Ökonom Clemens Fuest: Die Industrie nicht stilllegen – das Homeoffice stärken Clemens Fuest, Präsident des Münchener Ifo-Instituts, sagt die Produktion sollte nicht stillgelegt werden. Bild: Bernd von Jutrczenka, dpa „In einer notwendigen, langfristigen Strategie sollten wir vor allem den Lockdown so gestalten, dass die Reproduktionszahl deutlich unter eins gesenkt wird, die Neuinfektionszahlen also fallen. Sonst machen wir keine Fortschritte. Und das ist nicht nur gesundheitspolitisch, sondern auch wirtschaftlich schädlich. Es sind sicherlich Fehler gemacht worden, sowohl bei der Lockdown-Politik als auch bei der Versorgung mit Impfstoffen. Man muss aber sehen, dass die Politik unter großer Unsicherheit handelt und auch von Experten höchst unterschiedliche und teils widersprüchliche Empfehlungen erhält. Schuldzuweisungen führen hier aber nicht weiter, wir sollten uns darauf konzentrieren, jetzt richtig zu handeln. Grundsätzlich sollte man in einem zweiten harten Lockdown, so er notwendig werden sollte, vermeiden, Produktion stillzulegen, bei der die Wertschöpfung hoch und das Infektionsrisiko niedrig ist. Wir sollten uns darauf konzentrieren, Homeoffice und mobiles Arbeiten auszubauen. Nach Schätzungen des Ifo-Instituts ist Homeoffice bei mehr als 50 Prozent der Beschäftigten prinzipiell möglich, dieses Potenzial haben wir noch nicht ausgeschöpft.

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