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Warum „2G“ und eine Lehrer-Impfpflicht kein Tabu mehr sind

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Weg von bisherigen Inzidenzregeln, aber Schulen und Kitas können die neue Hot Spots werden. Daher wird der Druck auf Ungeimpfte mit mehreren Hebeln verstärkt.
Es ist kein Zufall, dass die Regierung einen Monat vor der Bundestagswahl ihre Corona-Politik grundlegend ändert. Die SPD war schon länger dafür, nun spricht sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür aus: Den Inzidenz-Grenzwert für Einschränkungen von 50 Neuinfektionen je 100000 Einwohner will man aufgeben – und Unions-Kanzlerkandidat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verspricht flankierend, es werde keinen Lockdown mehr geben. Zur Erinnerung: Nordrhein-Westfalen hat gerade mit über 100 die höchste Inzidenz bundesweit. Um das Kein-Lockdown-Versprechen zu halten, muss daher die Zahl der Geimpften rasch steigen – und es braucht mehr Prävention, die neuen Regeln für Geimpfte, Genesene und Getestete sollen dies garantieren. Vor allem der Druck auf Nicht-Geimpfte wird stetig erhöht. Welche Probleme bringt der Corona-Herbst? Für Kinder unter zwölf Jahren wird es in diesem Jahr nach aller Voraussicht keinen Impfschutz vor Corona mehr geben, selbst wenn die Studien von Biontech/Pfizer, Moderna und anderen Herstellern in diesem Jahr noch abgeschlossen werden sollten. Damit bleibt diese Altersgruppe weiter ungeschützt. Allerdings erkranken Kinder vergleichsweise selten schwer an Covid-19 und machen zahlenmäßig nur etwa zehn Millionen der Bevölkerung in Deutschland aus. Sie können das Virus jedoch weitergeben, etwa an ihre Eltern, die in der Regel in die Altersgruppe der 18 bis 59-Jährigen fallen. Das sind gut 45 Millionen Menschen, von denen fast die Hälfte noch nicht geimpft ist. Sie sind daher für eine hochansteckende Corona-Variante wie Delta ein leichtes Ziel, da in dieser Bevölkerungsgruppe Vorerkrankungen, die großen Einfluss auf die Schwere einer Covid-19-Erkrankung haben, schon relativ weit verbreitet sind. Auch in der diesbezüglich besonders vulnerablen Gruppe der über 60-Jährigen sind circa vier Millionen Menschen noch immer nicht geimpft. Um besonders viele Menschen vor Tod und schwerer Erkrankung zu bewahren, müssten sich Schutzmaßnahmen also gezielt an diese, die ungeimpften Gruppen der Bevölkerung wenden. Dabei kommt den 18- bis 59-Jährigen epidemiologisch nicht nur wegen der hohen Zahl der Ungeimpften eine große Bedeutung zu, sondern auch weil unter ihnen die Altersgruppe der jungen Erwachsenen zu finden ist, die meisten Kontakte zu anderen Menschen hat und daher das Virus bei Ansteckung breiter streut als andere Gruppen. Mit welchen Maßnahmen ließen sich neue Rückschläge vermeiden? Die beste Maßnahme wäre eine größtmögliche Durchimpfung der Bevölkerung – ob nun mittels Kommunikationsoffensive, mithilfe von Anreizen wie etwa Kulturevents nur für Geimpfte oder auch Impfgeboten für kontaktrelevante Berufe wie etwa in der Pflege. Damit wären zumindest indirekt auch jene Teile der Bevölkerung geschützt, die bislang nicht geimpft werden können. Je mehr Menschen geimpft sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus an Ungeschützte weitergegeben werden kann. Zwar können die bisherigen Impfstoffe eine Ansteckung mit der derzeit vorherrschenden Delta-Variante nicht gänzlich verhindern, wohl aber ist die Gefahr der Ansteckung und auch die Infektiosität für andere deutlich reduziert, da die Menge der potenziell infektiösen Viren bei geimpften Infizierten geringer ist als bei ungeimpften Infizierten. Auf Abstands- und andere nichtmedizinische Eindämmungsmaßnahmen kann trotzdem noch nicht verzichtet werden. Das zeigt die Erfahrung Israels, wo zwar große Teile der Bevölkerung doppelt geimpft sind, aber dennoch die vierte Welle anrollt.

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