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Warum noch immer Menschen wie Sklaven arbeiten – nicht nur in Brasilien

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„Moderne Sklaverei“ ist kein rein fiktionales Problem aus Netflix-Filmen. Das Phänomen ist bittere Realität – auch, aber nicht nur, in Brasilien.
Erstellt: 12.02.2022,09:05 Uhr Von: Lisa Kuner Kommentare Teilen „Moderne Sklaverei“ ist kein rein fiktionales Problem aus Netflix-Filmen. Das Phänomen ist bittere Realität – auch, aber nicht nur, in Brasilien. São Paulo – Zunächst sah für den 18-jährigen Mateus alles nach einer tollen Chance aus. Nach der Chance, Geld für sein ersehntes Studium zu verdienen. Zusammen mit anderen jungen Männern zieht er in die Millionenmetropole São Paulo. Doch schnell wird ihm klar: Irgendetwas stimmt nicht. Der Chef behält die Personalausweise der Gruppe ein, einen Arbeitsvertrag sehen die Männer nie. Dann behauptet der Chef noch, die Gruppe habe hohe Schulden für Fahrt und Unterbringung bei ihm. Die Männer versuchen sich zwar zu wehren. Doch schnell wird ihnen klar, dass sie der Willkür vollkommen ausgeliefert sind. Die Geschichte von Mateus ist seit November im Netflix-Drama „7 Gefangene“ zu sehen. Der Film ist zwar Fiktion. Das Problem moderner Sklaverei und ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse in Brasilien* dagegen ist real. Seit 1888 ist Sklaverei in Brasilien illegal. Das bedeutet aber nicht, dass Zwangsarbeit nicht mehr stattfindet: Erst vergangenen Oktober wurden 16 paraguayische Staatsbürger im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul aus einer geheimen Zigarrenfabrik gerettet. Sie wurden dort in einer Art Bunker festgehalten und sollen teilweise mehrere Monate kein Tageslicht gesehen haben. Und das ist kein Einzelfall. In den vergangen 25 Jahren wurden 55.000 Menschen in Brasilien aus Arbeitsverhältnissen gerettet, die an Sklaverei erinnerten. Die meisten von ihnen in ländlichen und abgelegen Gebieten. Ihre Situation ist dabei sehr unterschiedlich: 2020 etwa wurden 39 Menschen aus einem sklavenähnlichen Verhältnis in einer illegalen Goldmine gerettet. Einer der größten Vorfälle ereignete sich vor knapp fünf Jahren: Im Jahr 2017 hatte der Fall von 111 Arbeitern Aufsehen erregt. Sie waren beim Ausbau des internationalen Flughafens Guarulhos, São Paulo, eingesetzt worden. Während solche Fälle und die spektakulären Rettungsaktionen viel öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, ist aber auch eine andere Gruppe von Arbeiterinnen und Arbeitern besonders gefährdet: Haushaltsangestellte. Ihre Tätigkeiten sind besonders schwer von öffentlicher Seite zu überwachen.

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