Zwei Frauen tragen das Kreuz gemeinsam, eine Russin und eine Ukrainerin: Dieses dramaturgische Element im Karfreitagsgebet des Vatikans war als Zeichen der Versöhnung gedacht. Doch es sorgte für Streit.
An Ostern geht es, unter anderem, um Frieden und Versöhnung. Wie schwierig das sein kann in Zeiten eines grausamen Krieges direkt vor der europäischen Haustür, das zeigt schon die Kontroverse um die Ostermärsche in diesem Jahr. Und auch Papst Franziskus hat mit einer Geste des Friedens für Ärger gesorgt, den er wohl selbst nicht hat kommen sehen. »Wir bringen dem Heiligen Stuhl die große Entrüstung aller Ukrainerinnen und Ukrainer in der ganzen Welt zur Kenntnis«, hatte der Kiewer Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk bereits vergangenen Dienstag geschrieben. Der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Andrej Jurasch, beschwerte sich in ähnlicher Weise. Der Auslöser war eine Versöhnungsgeste, die für den Karfreitagsgottesdienst geplant wurde. Der Feiertag geht dem eigentlichen Osterfest, das Jesus’ Auferstehung von den Toten zum Thema hat, voraus. Es geht um Jesus’ Hinrichtung und den Weg dorthin, von seiner Verurteilung bis zu seinem Tod am Kreuz,den Kreuzweg. In Gottesdiensten in christlichen Gemeinden weltweit wird der verschiedenen Stationen gedacht, die Jesus nach dem Text der Bibel auf diesem Weg absolviert, an jeder Kreuzwegstation wird gebetet. Die Idee des Vatikans, der jedes Jahr seinen Kreuzweggottesdienst mit dem Papst im Kolosseum in Rom abhält, war nun, dass einen Teil des Weges zwei Frauen das Kreuz gemeinsam tragen sollten: eine Russin und eine Ukrainerin. Gedacht war das als schönes Symbol – das Leid der Welt, für das Kruzifix steht, gemeinsam geschultert von Vertretern zweier Nationen, die sich derzeit feindlich gegenüberstehen. Dazu passend der Hintergrund: Verbreitet wurde auch, dass diese Frauen befreundet seien.