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Video-Botschaft: Putins Soldaten wollen sich nicht länger verheizen lassen

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Sechs Monate ohne Feuerpause. Russische Soldaten betteln den Verteidigungsminister in einem Video um Freizeit an – und um Offiziere, die etwas taugen.
Stand: 24.11.2023, 21:33 Uhr
Von: Karsten Hinzmann
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Sechs Monate ohne Feuerpause. Russische Soldaten betteln den Verteidigungsminister in einem Video um Freizeit an – und um Offiziere, die etwas taugen.
Cherson – Der Mensch galt als Material, schreibt der deutsche Historiker Gerd Krumeich zum Wert eines Soldaten in der Schlacht um Verdun. Dieses Urteil könnte er heute wieder fällen über den Umgang Russlands mit seinen Soldaten im Angriffskrieg gegen die Verteidiger der Ukraine. Der russische Telegram-Kanal zeigt jetzt ein Video, in dem russische Soldaten ihren Verteidigungsminister Sergei Schoigu um Rotation anflehen – also um die zeitweilige Zurückverlegung von der Front in die Etappe zur Erholung. Sie betteln um eine Pause von der ständigen Lebensgefahr.
Laut der Kyiv Post zeigt das Video Soldaten von der Front bei Cherson. Neben ihrer Forderung nach Rotation beklagen sie sich gleichzeitig über die schlechte Führung durch ihren Kommandanten – er solle Schuld sein am Tod vieler Kameraden. Der britische Geheimdienst veröffentlicht immer wieder Informationen, nach denen fehlende Rotation und menschenverachtendes Verhalten im des Offizierskorps die Moral der russischen Truppen im laufenden Ukraine-Krieg stark dämpfen. „Es ist eine hohe Kunst, in den Kampf hineinzugehen, und aus ihm auch wieder, möglichst unversehrt an Leib und Seele, herauszukommen“, sagt der deutsche Theologe Hartwig von Schubert vom Thinktank German Institute for Defence and Strategic Studies. In dieser Kunst versagt die Invasionsarmee Wladimir Putins auf ganzer Linie.
Die Soldaten im Video behaupten, sie seien in Krynky, einer Siedlung auf dem östlichen Ufer des Dnipro stationiert worden und hätten seit Juli keinen einzigen freien Tag erhalten. Darüberhinaus werfen sie ihrem kommandieren Offizier Unfähigkeit vor: Von drei Kompanien mit ihren jeweils bis zu 150 Mann wären nur noch 50 übrig. Die grundsätzliche Herausforderung der russischen Invasionsarmee liegt im Fehlen von genügend Infanterie. Das ursprünglich als „Spezialoperation“ getarnte Unternehmen erinnert den Historiker Krumeich in seiner unausgegorenen Durchführung an die Fehleinschätzung der Deutschen gegenüber Frankreich im Ersten Weltkrieg, wie er im Deutschlandfunk im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erklärt.
„Wir haben einen Schlieffen-Plan gehabt, einen Plan, der eine ungeheuere Arroganz gegen Frankreich verströmt. Vier Wochen will man brauchen, um Frankreich zu schlagen. Und das geht natürlich, wenn man bis Paris in vier Wochen rennen will, 35 Kilometer am Tag.

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