Eine Woche zwischen grausamen Gegensätzen, die uns nur noch fassungslos machen. BILD-Vize Paul Ronzheimer analysiert die Lage nach dem Nato-Gipfel.
Eine Woche zwischen grausamen Gegensätzen, die uns nur noch fassungslos machen. Zwischen einem russischen Angriff auf ein Kinderkrankenhaus und einem lachenden Wladimir Putin. Zwischen russischer Entschlossenheit und der Debatte über die Frage, ob US-Präsident Joe Biden wirklich noch einmal antritt. Zwischen ukrainischer Verzweiflung und der Frage, was die Nato tun kann und tun will.
Und gestern drohte der Kreml dann: Europäische Hauptstädte könnten Ziel russischer Angriffe werden. Hintergrund: die Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Deutschland. Während im russischen Propaganda-Fernsehen diese Drohung schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges ständig wiederholt wurde, ist dies die erste offizielle Drohung direkt aus dem Kreml.
Neben der Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Deutschland, die bis nach Russland reichen können, ist vor allem der Ton der Nato nach dem Gipfel klar. „Wir werden niemals die illegalen Annexionen ukrainischen Territoriums, einschließlich der Krim, durch Russland anerkennen“, heißt es von der Nato. Und weiter: „Russland strebt eine grundlegende Neuordnung der euroatlantischen Sicherheitsarchitektur an. Die umfassende Bedrohung, die Russland für die Nato darstellt, wird auf lange Sicht bestehen bleiben.“
Das, was die Nato-Vertreter sagen und schreiben, unterscheidet sich allerdings zumindest in Bezug auf die Ukraine sehr von dem, was tatsächlich getan wird.
Die Nato versammelt in den USA – in der Mitte auf dem Balkon stehen Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Ehefrau Olena Selenska
Wer in diesen Tagen mit Vertrauten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj spricht, erkennt zunehmend Verzweiflung darüber, dass es eben keine klaren Entscheidungen gibt, alles zu tun, um die Ukraine zu verteidigen.
Besonders augenfällig wird das bei der Frage, wie die Ukraine Russland mit westlichen Waffen angreifen darf. „Es ist eine grausame Gleichgültigkeit nach dem Angriff auf ein Kinderkrankenhaus, dass wir weiterhin nicht alle russischen Ziele angreifen dürfen“, sagt ein ukrainischer Regierungsbeamter zu BamS.
Deutschlands höchstrangiger Soldat warnt vor einem Angriff Putins.
Tatsächlich kann die Ukraine lediglich Ziele im Grenzgebiet angreifen mit westlichen Waffen, Angriffe tiefer ins Land werden weiterhin untersagt. Aber genau von dort starten die russischen Kampfjets, werden die Raketen abgefeuert.
