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Rusty Bowers: Der Retter der Demokratie will weder Trump noch Harris wählen

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Der Republikaner aus Arizona wehrte 2020 Trumps Versuch ab, das Wahlresultat umzustürzen. Das kostete den Mormonen, Künstler und siebenfachen Vater das Amt. Die Schicksalsgeschichte eines integren Politikers.
Der Republikaner aus Arizona wehrte 2020 Trumps Versuch ab, das Wahlresultat umzustürzen. Das kostete den Mormonen, Künstler und siebenfachen Vater das Amt. Die Schicksalsgeschichte eines integren Politikers.Rusty Bowers – hier im Capitol von Arizona 2021 – verteidigte als Speaker des Repräsentantenhauses das Wahlresultat in seinem Gliedstaat.
Vor vier Jahren stand Rusty Bowers mitten im Auge des politischen Sturms, als Trump seine Abwahl verhindern wollte. Heute verbringt der 71-jährige ehemalige Speaker des Repräsentantenhauses von Arizona die meiste Zeit in seinem Atelier und widmet sich der Kunst.
Sein bescheidenes Haus liegt auf einem Hügel am Rand des weiten Tals, in dem sich Arizonas Hauptstadt Phoenix ausbreitet. Bowers hat es im Stil der indigenen Pueblo-Architektur angefertigt, mit eigenen Händen, Stück für Stück: «Ich habe mit einem Schlafzimmer begonnen. Wir hatten fünf Kinder und zwei Pflegekinder», erzählt der grossgewachsene Mormone mit einer warmen Bassstimme.
Bowers poliert gerade eine eben fertiggestellte Büste aus Bronze. «Erkennt man, wer es ist?», fragt der Künstler. Zweifellos, es ist Arizonas früherer Senator, der republikanische Präsidentschaftskandidat und Trump-Kritiker John McCain. Er starb 2018 im Amt. Nostalgische Republikaner verehren ihn als vorbildlichen Politiker, der das Wohl des Landes stets über die Interessen seiner Partei stellte – «country over party». So war er 2017 einer von drei republikanischen Senatoren, die mit den Demokraten stimmten, um Barack Obamas Gesundheitsreform zu stützen.20 000 Hass-Mails pro Tag
Ähnlich stellte sich Bowers gegen seine eigene Partei und Donald Trump. Zum Zeitpunkt der Präsidentschaftswahlen 2020 führte er die Republikaner im Repräsentantenhaus von Arizona an. Der Sieger hiess Joe Biden: In Arizona gewann der Demokrat mit einem minimalen Vorsprung von 10 457 Stimmen. Alle 11 Elektorenstimmen gingen an Biden.
Zwei Wochen nach den Wahlen erhielt Bowers einen Anruf aus dem Weissen Haus. Trump und sein Anwalt Rudy Giuliani erzählten ihm von einem grossen Betrug in Arizona. Sie hätten Wahlzettel von 200 000 irregulären Migranten und 6000 verstorbenen Bürgern gefunden. Der Präsident verlangte von Bowers, sofort eine Anhörung in Arizonas Parlament einzuberufen. Deren Ziel sollte es sein, das Wahlresultat zu kassieren und Trump die Elektorenstimmen des Gliedstaats zuzuschreiben. Doch Bowers fehlten die Beweise für einen Wahlbetrug. Er lehnte ab. Auch als Trump um Weihnachten herum nochmals anrief, sagte er ihm: «Ich habe Sie gewählt, ich habe für Sie gearbeitet, ich habe für Sie Wahlkampf betrieben, ich werde einfach nichts Illegales für Sie tun.»Rusty Bowers vor seinem Haus in Mesa, einem Vorort von Phoenix.
Die Republikaner erklärten Bowers zum Verräter. Er erhielt Todesdrohungen und wüste Beschimpfungen. «Es waren täglich 20 000 E-Mails und 10 000 Sprachnachrichten.

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