München/Berlin. Die frühere Sekretärin des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels ist tot. Brunhilde Pomsel sei im Alter von 106 Jahren in der Nacht auf Sonnabend in München gestorben, bestätigte am Montag der Filmemacher Christian Krönes von der Produktionsfirma blackbox aus Wien, der den Dokumentarfilm „Ein deutsches Leben“ über die Erinnerungen Pomsels produziert hat. Enge Freunde der Verstorbenen hatten ihn informiert.
Brunhilde Pomsel konnte sich nicht beklagen: Im Dritten Reich hatte sie eine gut bezahlte Arbeit, nette Kollegen und genug Geld für Extravaganzen. Und einen in ihren Augen angenehmen, höflichen Chef: Joseph Goebbels. Ab 1942 war sie Sekretärin in seinem NS-Propagandaministerium in Berlin. Sie arbeitete einem Mann aus dem Innersten des Terrorregimes zu, der als einer der schrecklichsten Demagogen in die Geschichte einging und mit Adolf Hitler, Heinrich Himmler und Co. schlimmste Machtfantasien grausame Realität werden ließ. Pomsel behelligte das nicht, sie habe davon nichts mitbekommen, erklärte sie stets. Erst nach dem Krieg sei ihr das Ausmaß der Schrecken klar geworden. Nun ist Pomsel im Alter von 106 Jahren in München gestorben.
Das Vermächtnis der betagten Dame: Der Dokumentarfilm „Ein deutsches Leben“, in dem Pomsel dem Wiener Produzenten Christian Krönes und drei anderen Regisseuren fast zwei Stunden lang aus ihrem Leben erzählt und der am 6. April ins Kino kommen soll. Während des Drehs war sie bereits 103 Jahre alt. Sie wirkt zerbrechlich, das Gesicht ist von Falten zerfurcht. Doch ihr Verstand ist hellwach.
Da mutet es eigenartig an, dass sie vor mehr als 70 Jahren so wenig mitbekommen haben will: Wie Juden gedemütigt wurden und verschwanden, darunter ihre Freundin Eva Löwenthal. Die Pogromnacht von 1938, die alltäglichen Grausamkeiten und vor allem die Propaganda, mit der die Nazis die arische Herrenrasse beschworen und Juden, Sinti, Roma und Andersdenkende als minderwertig brandmarkten.