Er kann selbst seiner Krankheit noch etwas Positives abgewinnen: Sie bewahre ihn davor, in langweilige Ausschüsse gehen zu müssen. Heute wird der Astrophysiker Stephen Hawking 75. Jens-Peter Marquardt über einen Menschen, der noch weit mehr Facetten hat, als viele denken.
“Als ich 21 war, wurde mir gesagt, dass ich eine unheilbare Krankheit habe, die mich in zwei oder drei Jahren töten würde”, erzählt Stephen Hawking. Doch es ist anders gekommen. Hawking feiert jetzt seinen 75. Geburtstag. Die Ärzte lagen falsch.
Hawking war damals in Oxford und später in Cambridge ein vielversprechender Student der Mathematik und Astronomie, als die Ärzte Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostizierten. Eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die nach und nach jeden Muskel lähmte und ihm später auch die Sprache nahm.
Lange Zeit steuerte Hawking seinen Sprachcomputer über Bewegungen der Wangenmuskeln. Seit auch das nicht mehr geht, steuert er ihn über die Bewegungen der Augen. War er anfangs noch verzweifelt über seine Krankheit, so sieht er jetzt auch Vorzüge: “Meine Krankheit hat mich davon befreit, in langweilige Ausschüsse zu gehen. Dadurch hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken und für die Forschung. Die theoretische Physik ist eines der wenigen Gebiete, auf denen eine körperliche Behinderung kein Handicap ist. Es spielt sich alles im Kopf ab. “
Hawkings Theorien über den Urknall, schwarze Löcher und die Quantenphysik sind zu Bestsellern geworden. Seine “Kurze Geschichte der Zeit” wurde in 40 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft.