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Bautzen: Unter Deutschen

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Raus aus Liberalland, rein in die national befreite Zone: Unser Autor ist für vier Wochen von Berlin nach Bautzen gezogen. Folge 2: Ich streife mit meinem kiffenden Mitbewohner Knut durch die Nacht und begegne der Angst.
Knut zeigt mir heute Abend sein Bautzen, nebenbei besehen wir beide uns
gegenseitig. Laufen die August-Bebel-Straße hoch, vorbei an prätentiösen Gründerzeitbauten.
Nach etwa 50 Stunden Bekanntschaft stehen wir uns mit überdurchschnittlich großer
Grundsympathie, aber auch einem gewissen Misstrauen gegenüber. Seines ist etwas stärker
ausgeprägt, weil ich Journalist bin. Als ich mich am Telefon um das Zimmer bewarb und offen
sagte, dass ich über die Zeit in Bautzen, somit auch die WG, schreiben werde, schluckte Knut
kurz und bat um Bedenkzeit. Zwei Tage später sagte er zu. Weshalb, das weiß ich nicht genau.
Ich glaube aber nicht, dass die 250 Euro Miete entscheidend waren.
Ein Geheimniskrämer ist Knut jedenfalls nicht. Er erzählt viel, schlüssig und schnell. Und
scheint nicht gewohnt zu sein, dass ihm jemand über längere Distanzen zuhört. Was zugegeben
gar nicht mal so ressourcenschonend ist. “Drück einfach den Overload-Button, wenn es dir zu
viel wird, Dima. “
Vorbei am putzigen Postplatz, mit den lustigen Bärchenstatuen und dem Haus der Sorben, kommen
wir auf die Reichenstraße. Das Shoppingmeilchen, das zum Rathaus führt. Knut versucht einen
Schlenker zur philosophischen Ebene von Harry Potter. “Overload. ” Die barocke Altstadt sieht
nach jüngster baulicher Fürsorge aus. “Sehr liebevoll restauriert alles”, bemerke ich. “Ja,
Bautzen investiert sehr viel in seine Fassade. Verstehst du, Fassade, weil Häuser, aber auch
Image? ” – “Ja, Knut, ich hab’s gerafft. Du darfst deine Wortwitze nicht erklären, sonst sind
es keine Witze mehr. ” – “Ach ja? Hier aufm Dorf mögen wir unsere Wortwitze aber gekaut”, sagt
Knut und grinst herausfordernd. Ich halte seinem Blick wohlwollend stand.
Als Zeichen seiner Anerkennung zeigt er mir
den
geheimen “Kiffspot” Bautzens. Ich
muss versprechen, weder dessen Position noch Namen in der Zeitung zu erwähnen. Und obwohl ich
das albern finde, ist das ein erster Vertrauenstest. Für den Typ von der Presse, der ja nur
kurz da ist und wahrscheinlich eh nur Nazi-Schlagzeilen will.

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