Nach einer langen Eiszeit zwischen Erdogan und Putin sind die Türkei und Russland zu einer pragmatischen Einsicht gekommen: Sie können wirtschaftlich und politisch zusammen mehr erreichen als alleine.
Wegen seiner umstrittenen Verfassungsreform ist der türkische Präsident Erdogan in einigen europäischen Ländern mit Gegenwind konfrontiert. Von Kremlchef Putin dürfte er beim Besuch in Moskau aber kaum Kritik fürchten – längst scheint die Eiszeit zwischen Russland und der Türkei vergessen, die 2015 wegen eines abgeschossenen russischen Kampfjets ausgebrochen war. Daran änderte auch der Mord am russischen Botschafter in Ankara im Dezember nichts. Nun reist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zum zweiten Mal seit August zu Kremlchef Wladimir Putin. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Es geht um Wirtschaft und Krieg: Sowohl der Kreml als auch die türkische Führung geben an, dass Putin und Erdogan über zentrale Wirtschaftsprojekte beraten wollen. Russland baut die Gaspipeline Turkish Stream durch das Schwarze Meer. Damit will die Rohstoffmacht Gas über die Türkei weiter nach Südeuropa verkaufen. Russland baut zudem das Atomkraftwerk Akkuyu in der Südtürkei. Die Lage im Syrien-Konflikt und die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus dürften ebenfalls wichtige Themen auf der Agenda sein.
Erdogan hatte in der Vergangenheit schon einmal eine Orientierung des NATO-Partners Türkei in Richtung Russland und China ins Gespräch gebracht. Angesichts der schlechten Beziehungen zu Deutschland könnte er auch diesmal bekräftigen, dass es aus seiner Sicht eine Alternative zu einer EU-Mitgliedschaft gibt. Der russische Politologe Alexej Obraszow sagt: “Der türkische Präsident ist vom Westen enttäuscht und sucht einen zuverlässigen Verbündeten.