In Deutschland sind mehr Menschen von Medikamenten abhängig als von Alkohol. Ein Gesundheitsexperte erklärt, warum besonders ältere Menschen über 65 Jahre von…
In Deutschland sind mehr Menschen von Medikamenten abhängig als von Alkohol. Die Zahl der Arzneimittelabhängigen wird auf bis zu 1,9 Millionen geschätzt, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervorgeht. Als alkoholabhängig gelten rund 1,77 Millionen Menschen.
Etwa vier bis fünf Prozent aller verordneten Arzneimittel besitzen demnach ein erhebliches Potenzial für Missbrauch und Abhängigkeit, darunter vor allem die Schlaf- und Beruhigungsmittel mit Wirkstoffen aus der Familie der sogenannten Benzodiazepine, zu denen auch das bekannte Valium gehört.
In den vergangenen Jahren sind die Verordnungen dieser Mittel in der gesetzlichen Krankenversicherung zwar zurückgegangen, der Anteil der privat verordneten Mittel nahm allerdings zu.
Der Bremer Gesundheitsexperte Gerd Glaeske kritisierte eine »hohe Intransparenz» in diesem Bereich. Privatrezepte für Schlaf- und Beruhigungsmittel seien heutzutage eher die Regel als die Ausnahme. »Sie verschleiern letztlich eine kritische Arzneimittelversorgung, weil sie an keiner Stelle systematisch erfasst und ausgewertet werden», erklärte Glaeske.
Betroffen von diesen Verordnungen sind demnach vor allem ältere Menschen über 65 Jahre und davon zwei Drittel Frauen. «Medikamentenabhängigkeit ist weiblich», sagte Glaeske. Er sieht vor allem Über-65-Jährige betroffen, die in Studien zum Thema bislang aber gar nicht einbezogen seien. Frauen bekommen nachweislich mehr Medikamente, die auf die Psyche wirken, wie Tranquilizer und Antidepressiva, wie aus dem Jahrbuch hervorgeht.
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Deutschland — in German Bis zu 1,9 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Medikamenten