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Wahl in Frankreich: Euro springt auf höchsten Wert seit der US-Wahl – Live-Ticker

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Schicksalswahl in Europa: Die Franzosen haben sich für den Pro-Europäer Macron und gegen die EU-Kritikerin Le Pen entschieden. Diese spricht von einem „historischen und massiven“ Ergebnis. Mehr im Ticker.
Europa atmet auf, aber Frankreich bleibt tief gespalten. Dem neuen französischen Präsidenten wird bei seinen geplanten Reformen heftiger Widerstand von rechts und links entgegenschlagen. Ein Kommentar von Sascha Lehnartz:
https: //twitter.com/omichalsky/status/861303548897873920
Der neue französische Präsident Emmanuel Macron hat in einer feierlichen Ansprache versprochen, die tiefen Gräben in der französischen Gesellschaft zu überbrücken. „Ich weiß um die Teilung unserer Nation, die manche dazu gebracht haben, extremistische Parteien zu wählen“, sagte der pro-europäische Linksliberale am Sonntagabend in Paris. Die nächsten fünf Jahre trage er Verantwortung dafür, Ängste zu dämpfen und den Franzosen den Optimismus zurückzugeben. Für ihn habe die Rückkehr der Moral in die französische Politik oberste Priorität. „Lasst und Frankreich lieben“, appellierte der 39-Jährige an die Franzosen.
„Ich kenne die Wut, die Angst, die Zweifel, die ein großer Teil von Ihnen ausgedrückt hat“, sagte Macron mit Blick auf das Wahlergebnis. „Ein neues Kapitel unserer langen Geschichte beginnt heute Abend. Ich will, dass es das der Hoffnung und des wiedergefundenen Vertrauens ist.“ Macron wurde später beim Pariser Louvre-Museum erwartet, um mit seinen Anhängern den Wahlsieg zu feiern.
Macron versprach, sich angesichts des Brexit gegen die Kritik und den Verdruss an der Europäischen Union zu wenden: „Ich werde daran arbeiten, die Verbindung zwischen Europa und seinen Völkern wieder zu beleben, zwischen Europa und seinen Bürgern.“ Vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge von Islamisten versprach er, Frankreich werde an vorderster Front im Kampf gegen den Terrorismus stehen.
Der Euro ist nach dem klaren Sieg von Macron erstmals seit einem halben Jahr über die Marke von 1,10 Dollar gestiegen. Im asiatischen Handel kletterte der Kurs am Sonntagabend auf 1,1011 Dollar, nachdem der Euro am Freitag noch mit 1,09995 aus dem Handel gegangen war. Das ist der höchste Wert seit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November 2016. Schon nach der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte die Gemeinschaftswährung rund zwei Prozent zugelegt.
Die Gewerkschaft CFDT gratuliert Macron zum Wahlsieg. Sie betont jedoch, das Wahlergebnis für den Front National sei zu hoch ausgefallen. Für die extreme Linke teilt Melenchon mit, der Sieg Macrons sei ein Votum gegen Le Pen, nicht für Macrons Politik. Die wichtigste Pariser Moschee erklärt, die Wahl Macrons sei ein Zeichen für eine Versöhnung zwischen den Religionen in Frankreich. Der Sieg lasse hoffen, dass französische Muslime in Harmonie und Respekt leben könnten.
Der scheidende französische Präsident François Hollande hat dem sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron zum Sieg bei der Präsidentenstichwahl beglückwünscht. Das sich abzeichnende Ergebnis zeige, dass die überwältigende Mehrheit der Wähler für die Europäische Union und Weltoffenheit sei, erklärte Hollande am Sonntagabend.
Nach Auszählung von 20 Prozent der Stimmen verschoben sich die Stimmenanteile um fünf Prozent zugunsten Le Pens. Nach Angaben des Innenministeriums kam bei diesem Stand Macron auf 60 und Le Pen auf 40 Prozent der Stimmen. In den Prognosen waren es noch 65 zu 35 gewesen. Die ersten Ergebnisse trafen aus den ländlichen Gebieten ein; in Großstädten waren die Wahllokale eine Stunde länger bis 20.00 Uhr geöffnet gewesen und wurden daher später ausgezählt.
Bei der AfD hat die Wahl keine Begeisterung ausgelöst. Auf die Frage, ob er sich einen Sieg der rechtspopulistischen Kandidatin Marine Le Pen gewünscht hätte, sagte Partei-Vize Alexander Gauland: „Ich mische mich da nicht ein. Ich bin aber dafür, dass wir in Brüssel mit Le Pen zusammenarbeiten.“ Der Abgeordnete Marcus Pretzell und AfD-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, gehört der Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit (ENF) im Europäischen Parlament an. Le Pen ist eine von zwei Vorsitzenden der Fraktion.
Auch AfD-Vorstandsmitglied Paul Hampel wollte zu dem französischen Wahlergebnis nicht Stellung beziehen. Er sagte, ihm gehe es bei Macron so wie bei der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten: „Ich kann ihn politisch noch nicht einschätzen“. Die Gemeinsamkeiten zwischen der AfD und Le Pens Partei Front National seien „gar nicht so groß, wie von vielen angenommen wird“.
AfD-Chefin Frauke Petry gratulierte der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen trotz deren Niederlage. „Marine Le Pen ist trotz massiver Anfeindungen ein beeindruckendes Wahlergebnis gelungen, zu dem ich herzlich gratulieren möchte, auch wenn es am Ende leider nicht für den Sieg gereicht hat“, sagte Petry am Sonntagabend der „Welt“. Le Pens Niederlage sei „umso bedauerlicher“, als die Front-National-Kandidatin „mit ihrem Sachverstand, klaren Thesen und einer realistischen Vision über die richtigen Antworten verfügt, Stagnation und übertriebene politische Korrektheit zu beenden“.
Emmanuel Macron hat nach Angaben des französischen Premierministers Bernard Cazeneuve die Präsidentschaftswahl am Sonntag gewonnen. In einer Stellungnahme kurz nach Schließung der letzten Wahllokale erklärte Cazeneuve, die Abstimmung sei Zeugnis der „Klarheit der Wähler, die das tödliche Projekt der extremen Rechten ablehnten“. Die Wahl zeige Unterstützung für die Europäische Union. Französische Meinungsforschungsinstitute haben prognostiziert, dass der sozialliberale Kandidat Macron die rechte Kandidatin Marine Le Pen mit 65 zu 35 Prozent der Stimmen besiegt hat.
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schreibt via Twitter auf Französisch, die Franzosen hätten sich für eine europäische Zukunft entschieden, und für ein „stärkeres und gerechteres Europa“.
Ratspräsident Donald Tusk äußert sich ebenfalls via Twitter: „Glückwunsch an das französische Volk, dafür dass es Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewählt hat anstatt die Tyrannei der Fake News“.
Der EVP-Chef im Europa-Parlament, Manfred Weber, sieht im französischen Votum ein Bekenntnis zu Europa: „Es war eine Wahl pro Europa, pro Reformen und pro Zukunft. Ich gratuliere dem neuen Präsidenten.“
Der konservative Abgeordnete Le Maire fordert Macron auf, das Land zu einen. Macron müsse auch für jene arbeiten, die ihn nicht gewählt hätten.
Die britische Premierministerin May gratuliert Macron „herzlich“ zu Wahlsieg, teilt ein Regierungssprecher in London mit.
Ministerpräsident Cazeneuve erklärt, das französische Volk habe entschieden, seinen Platz am Herzen Europas zu wahren.
Der niederländische Regierungschef Mark Rutte hat Macron gratuliert. „Das französische Volk hat eine deutlich progressive und pro-europäische Wahl getroffen“, sagte Rutte. Er freue sich auf das erste Treffen mit Macron und die künftige Zusammenarbeit.
Österreichs Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zeigte sich erfreut über den Erfolg von Macron. „Mit seinem Sieg haben sich in Frankreich die Kräfte durchgesetzt, die für Offenheit und ein starkes Europa stehen“, schrieb Kern auf Facebook. Er hoffe zugleich auf einen Impuls zur Veränderung des politischen Kurses der EU. „Ich sehe in Macron einen Verbündeten für den dringend nötigen Politikwechsel in der EU“, so der österreichische Regierungschef weiter. Gemeinsam solle das Versprechen für mehr Wohlstand und mehr Sicherheit in der EU konsequent und deutlich beantwortet werden.
US-Präsident Trump gratuliert Macron zu „großen Wahlsieg“. Er freue sich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm, twittert der Präsident.
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hat sich nach dem Wahlsieg des Pro-Europäers Emmanuel Macron erleichtert gezeigt. „Danke, Frankreich!“, schrieb Özdemir am Sonntagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter. Jetzt stehe die Bundesregierung in der Verantwortung. „Deutschland und Frankreich gemeinsam für ein starkes Europa!“
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner blickt optimistisch auf die Zusammenarbeit mit dem künftigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Man habe im Élyséepalast jetzt einen Gesprächspartner, „der Europa besser machen und nicht abwickeln will“, schrieb der FDP-Politiker.

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